Im Kampf um die Macht in Venezuela stärkt die katholische Kirche der Opposition den Rücken. Seit Tagen versammeln sich Gegner des amtierenden Staatschefs, Nicolas Maduro, zu Massenkundgebungen auf den Straßen des Landes. Der Präsident des von Maduro entmachteten Parlaments, Juan Guaidó, erklärte sich bei einem der Demonstrationsmärsche zum Interim-Präsidenten.
Bischofkonferenz ruft zu friedlichen Demonstrationen auf
Die katholische Bischofskonferenz des südamerikanischen Landes rief zu friedlichen Demonstrationen gegen den Sozialisten Maduro auf. Bereits Mitte Januar hatten sie die Vereidigung des Nachfolgers des ehemaligen Staatschefs Hugo Chavez als „illegitim“ bezeichnet. Maduro hatte im Mai vergangenen Jahres die Präsidentschaftswahlen gewonnen, die der Opposition und internationalen Beobachtern zufolge jedoch manipuliert waren.
Nun zeigt sich Maduro jedoch offensichtlich gesprächsbereit. „Ich bin bereit für einen Dialog, Verhandlungen, ein Abkommen", sagte der autoritäre Regierungschef in einer Rede vor dem Obersten Gericht. Das Ziel des Oppositionsführers Guaidó ist es, so schnell wie möglich freie Wahlen durchzuführen. Bei den Massenprotesten waren zuvor bereits mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen, wie die Beobachtungsstelle für soziale Konflikte (OVCS) mitteilte.
Franziskus betet für die Bevölkerung und die Opfer der Auseinandersetzungen
Papst Franziskus, der zurzeit den Weltjugendtag im mittelamerikanischen Panama besucht, verfolgt von dort aus die Ereignisse in Venezuela. Franziskus bete für die Bevölkerung sowie alle Opfer der Auseinandersetzung, erklärte Vatikansprecher Alessandro Gisotti. Man unterstütze „sämtliche Anstrengungen, die der Bevölkerung weiteres Leid ersparen“. Der Papst selbst äußerte sich bislang noch nicht offiziell zur Lage in Venezuela.
Anders Kardinal Baltazar Enrique Porras: Der Erzbischof von Merida und Apostolischer Administrator des Erzbistums Caracas ging beim Weltjugendtag auf die Lage in seiner Heimat ein. Laut der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ mahnte er die Sicherheitskräfte, das Demonstrationsrecht zu respektieren. Auch Priester könnten demonstrieren, wenn dies ohne „Geltungsdrang, politische Slogans und in brüderlicher Gesinnung“ geschehe. Es gelte, die Menschen zu begleiten, zu beschützen und ihnen „Hoffnung, Freude und Frieden“ zu vermitteln, so der Kardinal.
DT/mlu
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