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Maduro-Regime hindert Kardinal an Messfeier

Er wollte den ersten venezolanischen Heiligen feiern – doch die venezolanische Regierung hatte etwas dagegen. Während der Spannungen zu den USA wächst nun auch der Streit mit der Kirche.
Kardinal Baltazar Enrique Porras in Rom
Foto: IMAGO/Stefano Costantino TTL / Avalon (www.imago-images.de) | Kein Freund des Regimes: der venezolanische Kardinal Baltazar Enrique Porras.

Die Spannungen zwischen der venezolanischen Regierung und der katholischen Kirche haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Der 81-jährige Kardinal Baltazar Porras, emeritierter Erzbischof von Caracas, wurde daran gehindert, nach Isnotú zu reisen, um dort eine festliche Messe zu Ehren des neu heiliggesprochenen José Gregorio Hernández zu feiern. Nach eigenen Angaben erhielt er kurz zuvor einen Anruf aus dem Vizeministerium für Kultus, das seine Anwesenheit als „unangemessen“ bezeichnete. Sein Flug wurde gestrichen, ein Ersatzflug umgeleitet, und schließlich durfte der Kardinal die Reise auch auf dem Landweg nicht fortsetzen. „Wir wurden nicht körperlich angegriffen, aber alles geschah auf Befehl von oben“, sagte Kardinal Porras und sprach von einem „Eingriff in die Bewegungsfreiheit“.

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Zum ersten Mal feiert Venezuela zwei eigene Heilige: Neben Hernández, dem „Arzt der Armen“, wurde auch die Ordensfrau Carmen Rendiles heiliggesprochen. Präsident Nicolás Maduro versucht, diese religiöse Symbolik für seine politische Agenda zu nutzen. Staatsnahe Medien inszenieren ihn neben den neuen Heiligen, während kritische Geistliche, darunter gerade Porras, zunehmendem Druck ausgesetzt sind.

Porras hatte Maduro immer wieder kritisiert

Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat ist seit Jahren gespannt. Porras, der Maduro immer wieder öffentlich kritisiert hat, sprach zuletzt in Rom über Armut und Militarisierung, außerdem wandte er sich gegen die Inhaftierung politischer Gefangener. Maduro antwortete mit scharfen persönlichen Angriffen und beschuldigte Porras, jahrelang gegen die Heiligsprechung Hernández’ intrigiert zu haben. Zugleich reklamiert er die Symbolik des neuen Heiligen für die „Revolution“ und stellt sich demonstrativ in ihren religiösen Kontext.

Die Eskalation trifft auf eine Bevölkerung, die ohnehin unter politischem Druck leidet. Zeitgleich zur Verschärfung des religiösen Konflikts belebte Maduro die App „VenApp“ neu: Ursprünglich für Meldungen über Stromausfälle oder Wasserprobleme gedacht, können Bürger nun auch „chavismusfeindliches Verhalten“ melden. Menschenrechtsorganisationen warnen davor, dass die App zur Einschüchterung von Dissidenten und Kritikern eingesetzt werden könnte.

Machado stellt sich hinter Kardinal Porras

Die Bischofskonferenz und Oppositionsführerin María Corina Machado verurteilten die Maßnahmen gegen Kardinal Porras scharf. Die Friedensnobelpreisträgerin 2025 erklärte auf ihrem „X“-Account, „die Unterdrückung des Maduro-Regimes“ habe einen neuen Höhepunkt erreicht. Sie betonte, dass die Feiern zur Heiligsprechung durch „Gewalt oder Manipulationen“ nicht verhindert werden könnten. Machado postete ein sechsminütiges Video, in dem Kardinal Porras die Ereignisse schildert, und sein Grundrecht auf Bewegungsfreiheit innerhalb des Landes betont. Machado: „Wir Venezolaner vereinen uns im Gebet in jeder Gemeinde und Pfarrei und flehen um Frieden für Venezuela, einen Frieden, der mit unserer Freiheit kommen wird.“ Sie versicherte ihre Solidarität mit dem Kardinal und der Kirche.

Bislang gibt es keine offizielle Begründung der Regierung für das Vorgehen gegen Porras. Doch viele Beobachter fühlen sich an die Religionspolitik anderer autoritärer Regime in der Region erinnert – insbesondere an das Vorgehen Nicaraguas gegen die katholische Kirche, wo Verfolgung und Einschüchterung von Geistlichen und kirchennahen Organisationen in den letzten Jahren massiv zugenommen haben.

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