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Macht Trump seine Ex-UN-Botschafterin Konkurrenz?

Während Donald Trump mit seiner Rhetorik zum Nahostkrieg verwundert, versuchen sich andere Republikaner zu profilieren. Allen voran Ron DeSantis und Nikki Haley.
Die republikanische Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley
Foto: IMAGO/Josh Morgan (www.imago-images.de) | Seit der Krieg in Nahost tobt, versucht sich die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley mit Bekenntnissen zu Israel zu profilieren.

Der frühere US-Präsident Donald Trump sorgte nach dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel mal wieder für Stirnrunzeln: Zunächst kritisierte er Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und den israelischen Geheimdienst: Das Land sei auf den brutalen Überfall nicht vorbereitet gewesen. Dann nannte er die vom Iran unterstützte Terrormiliz Hisbollah, die vom Libanon aus immer wieder Raketen in Richtung Israel feuert, „sehr clever“.

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Und auch wenn der 77-Jährige, der nächstes Jahr wieder für die Republikaner ins Weiße Haus einziehen will, später indirekt zurückruderte, indem er sich klar zu Israel bekannte und Netanjahu seine Unterstützung zusprach: Es blieb auch unter einigen Anhängern des Ex-Präsidenten der negative Eindruck zurück, Trump mangele es angesichts des Großkonflikts im Nahen Osten an staatsmännischem Format – oder schlicht an Verständnis für den Ernst der Lage. Insbesondere traf dies auf die evangelikalen Anhänger des umstrittenen Republikaners zu, bei denen Israel traditionsgemäß starken Rückhalt genießt.

Zwischen Haley und DeSantis wird der Ton rauer

Trumps abgeschlagene republikanische Kontrahenten, die bislang eher vergeblich versuchen, im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur Boden gut zu machen, wittern nun ihre Chance. Denn auch wenn immer mehr Parteivertreter die langfristige militärische Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland kritisch sehen, gilt Israel lagerübergreifend weiter als enger Verbündeter, Beistand für die angegriffene Demokratie im Nahen Osten quasi als selbstverständlich.

Wer sich in diesen Tagen besonders zu profilieren versucht, ist zum einen die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley, zum anderen Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Lange Zeit fielen beide innerhalb des Bewerberfeldes nicht unbedingt mit persönlichen Fehden auf. Seitdem der Krieg in Nahost tobt, fliegen auch zwischen Haley und DeSantis die Fetzen. Beide streben danach, sich mit ihrer Positionierung im Nahost-Krieg gegenseitig zu übertrumpfen.

Der aktuell größte Zankapfel: humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen sowie die Frage, ob die USA potenzielle Flüchtlinge aus dem hermetisch abgeriegelten Küstenstreifen am östlichen Mittelmeer aufnehmen sollten. DeSantis, der sich zunächst gegen Hilfe für die Menschen im Gazastreifen aussprach, denen es an einer Grundversorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten mangelt, änderte schließlich seine Position. Gleichzeitig sprach er von einer „toxischen“ Kultur im Gazastreifen und erklärte, man lehre die Kinder dort, Juden zu hassen. Haley widersprach DeSantis und betonte dagegen, dass ein großer Teil der Palästinenser die Hamas nicht unterstützen würden. „Amerika ist seit jeher der Tatsache zugeneigt, dass man Zivilisten von Terroristen trennen kann“, so die frühere Gouverneurin von South Carolina.

DeSantis kommt nicht vom Fleck

Daraufhin unterstellte DeSantis seiner Konkurrentin, sie spreche sich dafür aus, Flüchtlinge aus dem Gazastreifen aufzunehmen – was Haley so jedoch nie behauptet hatte und gegenüber ihren Anhängern auch entschieden zurückwies. Vielmehr steht die einzige Frau im Rennen der Republikaner, ganz im Einklang mit dem Rest ihrer Partei, für eine strikte Einwanderungspolitik – egal ob es um die US-Südgrenze zu Mexiko oder Flüchtlinge aus dem Nahen Osten geht.

Dass DeSantis nun die Rhetorik gegenüber Haley verschärft, liegt auch daran, dass seine eigene Kampagne weiterhin nicht wirklich vom Fleck kommt. Auch wenn der 45-Jährige das Rennen der Republikaner stets als Zweikampf zwischen ihm und Trump darzustellen versuchte, entspricht dies immer weniger der Realität. Aktuell sind Haleys Kassen besser gefüllt als die des Gouverneurs von Florida. Zudem hat sie ihn in einigen Umfragen in den frühen Vorwahlstaaten New Hampshire und South Carolina überholt. Zu verdanken hat sie dies unter anderem einem überzeugenden Auftreten in den ersten TV-Debatten. Sollte Trump doch noch an Zustimmung einbüßen oder über eines seiner Gerichtsverfahren stolpern – Haley wäre wohl eine Alternative, die sich viele Republikaner vorstellen könnten.

Offenbar wittert auch Donald Trump die Gefahr, die von Haley ausgehen könnte. Nach der letzten TV-Debatte beschimpfte er die 51-Jährige, die er einst selbst zur UN-Botschafterin ernannte, als „Spatzenhirn“. Haley zufolge ließ der Ex-Präsident den Worten sogar Taten folgen. Trumps Wahlkampfteam habe angeblich sogar einen Vogelkäfig in ihr Hotel geschickt.

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