Aufgewärmte Hitze, alles schon mal gehört
Merz setzte auch durchaus inhaltliche Akzente: Er forderte eine bessere Kommunikation und erinnerte an seinen alten Bierdeckel-Vorschlag zur Steurreform. Und er forderte, was sollte man auch erwarten, wieder mehr Treue zu den ordnungspolitischen Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft. Kurz, alles altbekannt. Die Rede wirkte zwar hitzig, aber es war eine aufgewärmte Hitze. Alles schon mal gehört. Zuletzt beim Deutschlandtag der Jungen Union.
Und nun? Manche hatten bis vor kurzem noch die Hoffnung, Merz wolle es tatsächlich: Kanzlerkandidat werden. Vielleicht will er es auch. Aber Merz fehlt genau das, was er in seiner Rede seiner Partei abverlangte: der Mut zur klaren Entscheidung. Seine Kritik garnierte er nämlich mit zahlreichen Verbeugungen gegenüber der AKK, aber auch der Kanzlerin. Gewiss, Loyalität ist auch eine konservative Tugend. Und dieser versöhnliche Ton hat Merz bei manchen Delegierten bestimmt Sympathie-Punkte gebracht. Nur, die Kanzlerkandidatur erobert man so nicht. Man kann nicht, erst drei Wochen ist es her, drastisch über die eigene Regierung schimpfen - Merz hatte ja durchaus überzeugende Argumente. Aber dann, wenn es konkret wird, ins verbindlich Unverbindliche ausweichen.
So erobert AKK die Kanzlerkandidatur nicht
Was dieser Parteitag aber auch zeigt: AKK wird es auch nicht. Man klatscht für sie, weil man sie mag. Weil sie nett ist. Nett ist aber keine Kriterium der politischen Führung. Wer dann? Eine halbe Stunde nach Merz geht Armin Laschet in die Bütt. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident sagt etwas, was den Arbeitnehmerausschüssen gefällt, genauso wie er kompetent über die Zukunft des Indstriestandortes spricht. Er wirkt glaubhaft, wenn er die Liberalität der deutschen Zivilgesellschaft beschwört, so wie er stolz die Erfolge seiner Regierung in der Inneren Sicherheit im Kampf gegen die libanesischen Clans aufführt.