Papst Franziskus ist derzeit im Süden Afrikas, um mit Mosambik, Madagaskar und Mauritius drei Länder zu besuchen, deren politische Verhältnisse alles andere als stabil sind. Vor genau zwei Jahren war Papst Franziskus im Süden Amerikas, um in einem völlig destabilisierten Land zu Frieden und Versöhnung zu ermutigen: in Kolumbien.
Vor drei Jahren begann der Friedensprozess
Wiederum ein Jahr zuvor, im September 2016, hatten die kolumbianische Regierung und die Rebellen der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) ihren Willen bekundet, einen Krieg zu beenden, der 1964 begann und etwa eine Viertelmillion Menschen das Leben kostete, die meisten davon Zivilisten.
Kolumbien war über Jahrzehnte ein besonders für Ausländer – Geschäftsleute, Touristen, Entwicklungshelfer, Missionare, Studenten – hochgefährliches Land, da sich die FARC nicht nur aus dem Drogenhandel, sondern auch aus Lösegelderpressung nach Entführungen finanzierte. Mehr als sieben Millionen Menschen wurden infolge des Bürgerkriegs zu Binnenflüchtlingen.
Der Friedensprozess ist ins Stocken geraten
Für seinen Einsatz im Friedensprozess erhielt der damalige Präsident Juan Manuel Santos den Friedensnobelpreis. Die entwaffnete FARC sitzt inzwischen als politische Partei im Parlament. Parallelen zu Nordirland und der IRA/PIRA sind unverkennbar. Doch der Friede in Kolumbien ist brüchig. Führende Mitglieder der Verhandlungsdelegationen von Regierung und FARC haben nun Papst Franziskus um Unterstützung für den Friedensprozess gebeten.
Wie die Tageszeitung „El Tiempo“ in ihrer Online-Ausgabe (Montag) berichtete, äußerte die Vereinigung „Verteidigen wir den Frieden“ (Defendamos la Paz) in einem Schreiben Sorge darüber, dass der Friedensprozess von verschiedenen Seiten bedroht sei. Unterzeichnet wurde der Brief von Dutzenden Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft, aber auch von den damaligen Verhandlungsführern Humberto De la Calle (Regierung) und Rodrigo Londono (FARC).
Vielfältige Ursachen der "schmerzhaften Situation"
Die Situation sei schmerzhaft, weil es systematische und selektive Ermordungen von Ex-Guerilleros und sozialen Aktivisten gebe, so die Unterzeichner. Zugleich erinnerten sie an den Besuch des Papstes vor zwei Jahren in Kolumbien, als er sich aktiv für die Versöhnung eingesetzt habe. In dieser entscheidenden Stunde sei die Unterstützung des Papstes notwendig, schrieben die Friedensaktivisten.

Verantwortung für die verfahrene Situation haben offenbar beide Seiten. Ende August hatten zwei prominente ehemalige Kommandanten der FARC-Guerilla die Rückkehr zum bewaffneten Kampf angekündigt. Der überwiegende Teil der Ex-Guerilla distanzierte sich allerdings von der Rückkehr zur Gewalt. Zugleich werfen Kritiker der Regierung des rechtsgerichteten Präsidenten Ivan Duque vor, den Friedensvertrag zu zögerlich und nur widerwillig umzusetzen.
Nuntius unterstützt den Frieden
Inzwischen hat sich der apostolische Nuntius Luis Mariano Montemayor zu Wort gemeldet. Nach Angaben von „El Tiempo“ (Online-Ausgabe vom Dienstag) mahnt der Botschafter des Heiligen Stuhls zur Einhaltung des Abkommens und stärkt der „Sondergerichtsbarkeit für den Frieden“ (Jurisdicción Especial para la Paz, JEP) den Rücken: „Man muss damit aufhören, die JEP zu torpedieren“, wird der Nuntius zitiert. Zur Rolle der Regierung äußerte sich der Argentinier nicht: „Ich bin nicht hier, um die Politik der Regierung zu kritisieren“, so Monsignore Montemayor.
DT/jobo/KNA
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