Wegen der dramatischen Lage in Syrien nach den schweren Erdbeben fordern das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ und Projektpartner ein Ende verschiedener internationaler Sanktionen gegen das Land. So könne man Unterstützung für Betroffene erleichtern, erklärte das Hilfswerk am Montag in München. Berichte von lokalen Bischöfen vermittelten ein Bild der die katastrophalen Lage.
„Die christliche Minderheit droht zu verschwinden“
Der Präsident von „Kirche in Not“, Thomas Heine-Geldern, forderte speziell bei Geldüberweisungen für die Nothilfe Änderungen. Heine-Gelder appellierte an die Regierungen: „Es ist unsere Pflicht, der leidenden Zivilbevölkerung zu helfen. Besonders die christliche Minderheit droht zu verschwinden. In ihrem Namen bitte ich darum, den bestehenden internationalen Rechtsrahmen umzusetzen, der humanitäre Ausnahmen von dem Embargo zulässt.“
Vor allem die Hilfe für den Nordwesten Syriens steht vor Problemen. Für Hilfslieferungen ist bisher einzig der Grenzübergang Bab al-Hawa geöffnet. Ein erster Konvoi mit Gütern der Vereinten Nationen (UN) überquerte diesen Übergang am vergangenen Donnerstag.
Eine „apokalyptischen Lage“
Auch Papst Franziskus hat am Sonntag nach dem Mittagsgebet auf dem Petersplatz zu Gebet und Hilfe für die Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet aufgerufen. Er appellierte: „Lassen Sie uns den Erdbebenopfern in Syrien und der Türkei weiterhin mit Gebet und konkreter Unterstützung zur Seite stehen.“ Er selbst habe „die Bilder dieser Katastrophe gesehen, den Schmerz dieser Menschen, die unter dem Erdbeben leiden. Lasst uns für sie beten, lasst uns nicht vergessen, lasst uns beten und überlegen, was wir für sie tun können.“
Der chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, beschrieb der vatikanischen Nachrichtenagentur "Fides" zufolge die Ereignisse nach „zwölf Jahren Krieg“, als „eine neue, schreckliche Bombe, die auf uns fällt“. Gegenüber „Vatican News“ sprach er von einer „apokalyptischen Lage“. Zerstörung in solchem Maß habe er noch nie erlebt, Häuser seien „einfach zerbröselt“.
Auch der melkitische Erzbischof Jean Abdo Arbach hatte die Lage für das Hilfswerk „Kirche in Not“ geschildert: „Überall sieht man Menschen, die durch die Straßen wandern, nicht wissen, wohin sie gehen sollen, und verzweifelt nach Familie und Freunden suchen. Viele Menschen sind gestorben oder werden vermisst“. Man könne nur hoffen, „dass das Erdbeben die Herzen der internationalen Gemeinschaften und aller führenden Politiker der Welt öffnen wird, damit sie Syrien helfen können und dessen Bevölkerung nicht vergessen“.
Aktuelle Opferzahlen weiter angestiegen
Laut Angaben der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) stieg die Zahl der Todesopfer am Sonntag auf über 30.000. Für die Türkei wurden mehr als 29.600 Tote gemeldet; in Syrien sind es über 3.500. Viele Menschen werden noch vermisst. Die Lage im türkisch-syrischen Grenzgebiet würde sich aber, so „Vatican News“, immer weiter zuspitzen: Seit dem Beben wachse die Seuchengefahr. Trotz einzelner Rettungen sinke die Hoffnung, weiterhin Überlebende bergen zu können. Millionen Menschen wären durch das Beben obdachlos geworden. DT/jmo
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