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Kein vatikanischer Frieden

Russisch-ukrainische Waffenstillstandsverhandlungen im Vatikan? Eine überaus verlockende Idee, doch der Kreml sagt bereits „Njet!“.
Papst Leo bei Generalaudienz, im Publikum Friedensflagge
Foto: IMAGO/Massimo Valicchia (www.imago-images.de) | Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine hätten durchaus auf vatikanischem Boden stattfinden können. Doch wieder einmal sagte der Kreml sein übliches „Njet!“.

Donald Trump kündigte sie bereits öffentlich an, der Vatikan war dazu bereit, Italiens Regierungschefin begeistert und die Ukraine freudig einverstanden: Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine hätten durchaus auf vatikanischem Boden stattfinden können. Doch wieder einmal sagte der Kreml sein übliches „Njet!“. Diesmal war es der russische Außenminister Sergej Lawrow, der diese Friedensinitiative als „unrealistisch“ vom Tisch wischte.

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Es sei „etwas unelegant, wenn orthodoxe Länder auf einer katholischen Plattform Fragen diskutieren, die die Beseitigung der Ursachen des Konflikts betreffen“, so Lawrows Begründung. Dass Russland und die Ukraine in der muslimischen Türkei und sogar in Saudi-Arabien solche Verhandlungen führten, fand er offenbar weniger „unelegant“. Aber vielleicht stört den Außenminister Putins ja mehr, dass es rund sechs Millionen katholische Ukrainer gibt? Oder dass Papst Leo XIV. sich vor der Weltöffentlichkeit nicht nur für einen echten und dauerhaften, sondern auch für einen „gerechten Frieden“ aussprach?

Putin will nicht Frieden, sondern Krieg

Fakt ist jedenfalls, dass der Papst, der US-Präsident, die europäischen Alliierten Kiews und die Ukraine selbst einen raschen Frieden wollen – wenn sie vielleicht auch nicht genau dieselbe Vorstellung von den Umständen, Bedingungen und Sicherheitsgarantien dafür haben. Und Fakt ist weiter, dass Wladimir Putin keinen Frieden will. Putin hält sich weder an das, was er US-Präsident Trump selbst in einem Telefonat versprach, noch an das, was seine Unterhändler bei Verhandlungen in Riad zusagten. Putin will nicht Frieden, sondern Krieg. Das hat er in den zurückliegenden Tagen und Nächsten neuerlich blutig unter Beweis gestellt.

Genau darauf spielte Sergej Lawrow an, der nicht nur der am längsten amtierende Außenminister der Welt ist, sondern auch ein echter Zyniker: Er sprach bewusst nicht von Verhandlungen über einen Waffenstillstand oder über Frieden, sondern über „die Beseitigung der Ursachen des Konflikts“. Und damit – das weiß in der Ukraine mittlerweile jedes Kind – ist nicht weniger als die Freiheit und Souveränität der Ukraine gemeint. 

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Stephan Baier Donald Trump Leo XIV. Päpste Russische Regierung Sergej Lawrow Waffenruhen Wladimir Wladimirowitsch Putin

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