Interview

Haseloff: „Jeder nationale Sonderweg schwächt uns Katholiken“

Im Interview hebt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident die Verbindung zu Rom hervor und spricht über die Aufgaben der katholischen Laien.
Ministerpräsident Haseloff
Foto: Peter Gercke (dpa) | "Wir müssen unseren Glauben plausibel leben und damit anderen Menschen anbieten", so Haseloff im Interview mit der "Tagespost".

„Für uns Katholiken in Ostdeutschland war die Verbindung zu Rom überlebenswichtig“, sagt Reiner Haseloff. Eine Position, die beim ZdK heute anders gesehen werde. 2021 hatte der 69-jährige Christdemokrat noch einmal für das ZdK kandidiert: „Ich hatte mich 2021 überreden lassen, noch einmal zu kandidieren. Beim ersten Wahlgang bin ich, wie auch Julia Klöckner und Jens Spahn, nicht gewählt worden und beim zweiten nicht mehr angetreten, denn mir ist eines wichtig: Jeder nationale Sonderweg schwächt uns Katholiken. Denn er stellt den globalen Ansatz der römisch-katholischen Kirche in Frage“, betont Haseloff gegenüber der "Tagespost".

Sehen, wo die Kernaufgaben liegen

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident untermauert seine Aussage mit einem historischen Beispiel: „Ich kann mich sehr gut an den einzigen Katholikentag 1987 in der DDR erinnern, an dem ich aktiv mitgewirkt habe. Damals sprach dort auch Joseph Ratzinger. Für uns war es ein bedeutsames Zeichen, dass mit dem Kardinal ein Vertreter des Vatikans anwesend war. Wir Katholiken in der DDR haben nur deswegen überleben und durchhalten können, weil wir mit Rom verbunden waren. Wir sind römisch-katholisch, und nicht deutsch-national katholisch oder wie man so eine Linie auch nennen mag. Ich will jetzt nicht aggressiv sein. Aber das ist die geschichtliche Erfahrung von jemandem wie mir, der in einer religionsfeindlichen Gesellschaft aufgewachsen ist.“

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Zu den Aufgaben der katholischen Laien stellt Haseloff im Interview fest: „Wenn Menschen es heute schwerfällt, den Glauben finden zu können, dann liegt es nicht an einem Mangel gesellschaftlicher Aktivitäten der Kirchen, auch nicht an fehlendem Engagement für die Rettung des Weltklimas. Wir katholischen Laien müssen doch einfach sehen, wo unsere eigentlichen Kernaufgaben liegen. Für solche Themen gibt es viele NGOs, die sich sehr engagieren. Kirchen und ihre Verbände sind da aber nur eine Größe am Rand. Unser Auftrag ist ein anderer: Wir müssen unseren Glauben plausibel leben und damit anderen Menschen anbieten.“  DT/sesa

Wie denkt der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt das Ost-West-Verhältnis? Wie nimmt er die Debatte über das C-Profil seiner Partei wahr? Lesen Sie das ausführliche Interview mit Reiner Haseloff in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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