Die Zahl von „modernen Sklaven“ ist 2021 auf etwa 50 Millionen Menschen angestiegen. Darüber berichtet die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Montag in einer Pressemitteilung. Im Vergleich zu 2016 seien zehn Millionen Sklaven mehr zu verzeichnen.
28 Millionen Zwangsarbeiter
Die Zahl ist das Ergebnis einer neuen Schätzung und setze sich aus zwei Kategorien zusammen: Zwangsarbeit und Zwangsehen. Die Zahl der Zwangsarbeiter wurde für das Jahr 2021 auf 28 Millionen geschätzt. Etwa 14 Prozent von ihnen seien Opfer staatlichen Zwangs. In fast einem Viertel der Gesamtfälle handele es sich um sexuelle Ausbeutung. Die Betroffenen seien zu 80 Prozent Mädchen und Frauen. Weiterhin würden sich über die Hälfte der minderjährigen Zwangsarbeiter in Verhältnissen sexueller Ausbeutung befinden.
Zwangsehen dramatisch zugenommen
Auch die Zahl der Zwangsehen habe dramatisch zugenommen. Im vergangenen Jahr hätten 22 Millionen Menschen in solchen Verhältnissen gelebt. Die Zahl sei seit 2016 um etwa 6,6 Millionen angestiegen. Verschuldet durch eine enge Definition von Zwangsehen – es würden nicht alle Kinderehen erfasst – könne man davon ausgehen, dass die tatsächliche Zahl der Zwangsehen dramatisch unterschätzt bliebe.
Die ILO fordert zur Prävention und Beendigung „moderner Sklaverei“ unter anderem die „Verbesserung der Gesetzgebung und Arbeitsinspektionen, sowie ihrer Implementierung; die Beendigung von staatlich angeordneter Zwangsarbeit; stringentere Maßnahmen zur Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsarbeit in Geschäftsbeziehungen und Lieferketten; die Ausweitung sozialer Sicherungsnetze und die Stärkung rechtlicher Garantien, inklusive einer Anhebung des legalen Heiratsalters auf 18 Jahre ohne Ausnahmen“.
Da besonders Migranten unter „moderner Sklaverei“ leiden würden, erklärte der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration, António Vitorino: „Dieser Bericht unterstreicht die Dringlichkeit, eine sichere und reguläre Migration zu gewährleisten. Die Verringerung der Gefährdung von Migranten in Bezug auf Zwangsarbeit und Menschenhandel hängt in erster Linie von nationalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen ab, die die Menschenrechte und Grundfreiheiten aller Migranten — inklusiver aller potenziellen Migranten — in allen Phasen des Migrationsprozesses unabhängig von ihrem Migrationsstatus achten, schützen und erfüllen.“ DT/jmo
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