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Pornographie und Prostitution sind moderne Sklaverei

Kein „Gegenmodell zur bürgerlichen Ehe“. Frauen zerstören sich in Prostitution, meint eine ehemalige Prostituierte in einer Gesprächsrunde.
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Foto: Christoph Hardt via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Menschenhandel, Entführungen und moderne Sklaverei sind bei Prostitution an der Tagesordnung, auch in Deutschland: Die Bundesrepublik ist aufgrund der laxen Gesetzeslage eine Menschenhandels-Drehscheibe.

„Die ‚empowerte Sexarbeiterin’ – das ist pure Ideologie“, sagt Sophie Hoppenstedt, ehemalige Prostituierte und Camgirl bei einem Gespräch der überkonfessionellen Freikirche ICF München, das Ende Juli aufgezeichnet wurde und nun auf deren YouTube-Kanal abgerufen werden kann. Was als „Gegenmodell zur bürgerlichen Ehe, die man für prüde, langweilig und veraltet hält“ ausgegeben werde, sei verheerend – so Sophie Hoppenstedt weiter, „weil sich diese Frauen dabei zerstören und die Illusion haben, selbstbestimmt zu sein.“

Ein Zentrum für Sklaverei

Unter dem Titel „Spaß am Pornodreh? Talk mit einer Ex-Pornodarstellerin, einer Psychologin und einem Pastor“ diskutierten mit der ehemaligen Prostituierten die Psychologin Tabea Freitag, Co-Leiterin der „Return Fachstelle Mediensucht“, und Tobias Teichen, leitender Pastor des ICF München. Moderator Konstantin Fritz, Pressesprecher ICF München, stellte fest, dass das Thema Pornographie, Prostitution und Menschenhandel kaum von den Mainstream-Medien beleuchtet werde, was angesichts seiner Verbreitung verwundere, denn etwa 85 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen in Deutschland konsumieren regelmäßig Pornografie, Tendenz steigend.

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Dass zwischen Pornographie und Prostitution einen engen Zusammenhang besteht, illustrierte Tabea Freitag mit Angaben aus ihrer Beratungspraxis: Unter jüngeren Männern sei inzwischen „zunehmend normal zur Prostituierten zu gehen, um die gewalttätigen Praktiken auszuleben, die sie in der Pornographie gesehen haben“. Dass aber die Frauen im Bordell unfreiwillig leben, müsse ihnen ins Auge springen: „Sie müssten sehen, dass die Fenster verbrettert, vergittert sind, dass es sich um ein Zentrum für Sklaverei handelt“.

Prostitution und Pornografie sind wie eine Krankheit

Die Spirale des modernen Menschenhandels verdeutlichte Sophie Hoppenstedt aus eigenem Erleben. Selbst „freiwillig“ von 12- oder 13-Jährigen etwa der Porno-Plattform „OnlyFans“ eingesandte Fotos und Videos stellten wegen der Aussicht auf schnellen finanziellen Gewinn einen Handel dar, womit sich die Mädchen in eine Unabhängigkeit begeben würden – „aus der Nummer kommen sie nicht mehr raus“. Die meisten von ihnen könnten die psychischen Folgen nicht absehen, sagt sie. Als Fazit: „Prostitution und Pornografie sind wie eine Krankheit – etwas sehr Destruktives, das mich zerstört und traumatisiert hat.“ Vielen in der Szene ginge es ähnlich und landeten in Depression, Drogensucht oder gar Selbstmord.

Für Pastor Tobias Teichen spielt der Egoismus eine zentrale Rolle, die zu einem „destruktiven Konsumverhalten“ führe: „Ubiquitär verfügbare Pornos lassen kein Bewusstsein dafür entstehen, wie es den Menschen auf der anderen Seite der Kamera geht und unter welchen Bedingungen sie arbeiten.“

Laxe Gesetzeslage in Deutschland

Menschenhandel, Entführungen und moderne Sklaverei sind bei Prostitution an der Tagesordnung, auch in Deutschland: Die Bundesrepublik ist aufgrund der laxen Gesetzeslage eine Menschenhandels-Drehscheibe. Moderne Sklaverei gilt als der am schnellsten wachsende Kriminalitätsbereich: 40 Millionen Menschen leiden weltweit darunter, der Großteil davon sind Frauen und Kinder. Nach UN-Schätzungen werden allein in Europa jährlich 500.000 meist osteuropäische Frauen und Mädchen verschleppt und zur Prostitution gezwungen – ukrainische Frauen seit Ausbruch des Krieges sind dabei noch nicht mitgezählt. 

Tabea Freitag führt dies auf eine Doppelmoral: Auf der einen Seite seien Rassismus, Sexismus, Inzest geächtet, aber auf der anderen Seite „sind Rassismus, Sexismus, extreme Gewalt, extreme Hassrede in der Pornographie und Prostitution absolut normal und stören niemanden“.
 
Das 31-Minuten-Video ist Teil der Serie „Power statt Porno“, die auf dem YouTube-Channel von ICF München zu sehen ist, und hatte innerhalb von 24 Stunden bereits mehr als 5.000 Aufrufe.  DT/jg

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