Schon die Vorzeichen für den Marsch für das Leben ließen einen Sturm erwarten. Der BDKJ, ein katholischer Dachverband von Jugendverbänden, rief mit unhaltbaren Unterstellungen zum Boykott auf. Die CDU Köln wies in ihrer Internetpräsenz auf den Termin hin und bekam deswegen prompt grünen Gegenwind. Als Krönung des Ganzen stänkerte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker in den sozialen Medien gegen den Marsch. Es ist ein handfester politischer Skandal, wenn ein zur Neutralität verpflichtetes Stadtoberhaupt zum Widerstand gegen eine legale, von der eigenen Behörde genehmigte Demonstration aufruft. Dazu wird sich Reker noch erklären müssen.
Ein gewaltbereiter Mob
Die Folgen dieser Vorgeschichte bekamen die Teilnehmer am friedlichen und fröhlichen Marsch für das Leben hautnah zu spüren. Während andere öffentlich Sturm gesät hatten, ernteten die friedlichen Demonstranten einen Orkan. Ein gewaltbereiter Mob zerstörte Infostände, blockierte den friedlichen Marsch, kesselte die Demonstranten ein und lieferte sich Prügeleien mit der Polizei. Dass die überwiegend linken Randalierer die üblichen hasserfüllten Parolen brüllten, war da noch das geringste Übel. Denn am Ende kam es sogar zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Teilnehmer des Marsches, die auf einem gerade einmal zwei Meter breiten Korridor, von der Polizei völlig unzureichend geschützt, den Versammlungsort verließen. Es gibt Berichte von Sachbeschädigungen und Schlägen ins Gesicht. Der grundständigen Gewaltfreiheit der zumeist christlichen Demonstranten ist es hier zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Friedliche Bürger allerdings nicht mehr vor einem gewalttägigen Mob schützen zu können, ist handfestes Staatsversagen.



Dieser Skandal von Köln wirft zahlreiche Fragen auf. Wie konnte es passieren, dass sich die Polizei immer wieder von den Gegendemonstranten vorführen ließ? Wie konnte es sein, dass die Polizei friedliche Demonstranten nicht vor den gewaltbereiten Gegendemonstranten schützen konnte? Der Eindruck, dass die Polizei dramatisch unterbesetzt war, drängt sich auf. Ebenso drängt sich der Eindruck auf, als sei die linke Szene in Köln von den Behörden komplett falsch eingeschätzt worden. Nur wenige Gegendemonstranten schafften es immer wieder, Wegabschnitte zu blockieren. Statt den Weg schnell wieder freizumachen, stoppte die Polizei den legalen Demonstrationszug und ermöglichte durch Zaudern und Zögern, dass die friedliche Demonstration schließlich von gewaltbereiten Gegendemonstranten komplett eingekesselt werden konnte.
Eine ernste Lage
Dass Lebensschützer fröhliche Menschen sind, zeigte die Jugend für das Leben, die die Blockade in ein Straßenfest verwandelte. Die gute Laune der Jugend sollte jedoch über den Ernst der Lage nicht hinwegtäuschen. Schon im Kessel hätte es jederzeit zu Gewaltexzessen kommen können, denen die erkennbar überforderte Polizei nicht gewachsen gewesen wäre. Die Abschlusskundgebung ging im Lärm der Gegendemonstranten unter.
Selbst hier zeigte sich die Polizei nicht in der Lage, ein geordnetes Ende der Versammlung zu gewährleisten. Die Chaoten von Köln sollten sich allerdings nicht täuschen, der Marsch für das Leben wird sich aus Köln nicht vertreiben lassen. Vor dem nächsten Marsch sollten die Veranstalter allerdings dringend und sehr ernsthaft das Gespräch mit Polizei und Ordnungsbehörden suchen, damit sich ein solcher Skandal nicht wiederholt. Auch in Köln gelten noch immer die grundgesetzlich geschützte Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Die Behörden haben die Pflicht, diese zu schützen.
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe umfassende Berichte zum Marsch für das Leben in Köln und Berlin.