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Die NATO zeigt Russland Grenzen auf

Nicht nur die Waffenlieferungen an die Ukraine, sondern auch das Großmanöver „Air Defender“ verfehlen ihre Wirkungen nicht.
Air Defender
Foto: IMAGO/Droese (www.imago-images.de) | Am Großmanöver "Air Defender" unter deutscher Führung nehmen noch bis zum 23. Juni diesen Jahres insgesamt 25 Nationen sowie NATO-Mitgliedsstaaten teil.

Als eine „Fallstudie im Versagen“ bezeichnete US-Außenminister Antony Blinken kürzlich Russlands Krieg gegen die Ukraine: Denn beginnend mit der Ausrüstung über die Führung und Strategie bis hin zur Moral sei Russlands Vorgehen im überfallenen Nachbarland eine einzige internationale Blamage. 

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Blinken: Russland nur noch „zweitstärkstes Militär in der Ukraine“

Es stehe außer Frage, so Blinken, dass Russland heute in militärischer, wirtschaftlicher und geopolitischer Hinsicht deutlich schlechter dastehe als vor dem Einmarsch in die Ukraine. Dabei hatte der Kreml vor Kriegsbeginn oft behauptet, das zweitstärkste Militär der Welt zu haben, und viele hätten dies geglaubt: „Heute betrachteten viele das russische Militär als das zweitstärkste - in der Ukraine.“

Die Worte Blinkens sind mehr als psychologische Kriegsführung: Denn auch zahlreiche Kreml-Hardliner äußern sich inzwischen auf ihren Telegram-Accounts in ähnlich drastischer Art und Weise über die eigene, als vollkommen inkompetent wahrgenommene Militärführung. Vielmehr müssen eben diese Hardliner zugeben, dass der US-Außenminister den Finger wahrheitsgemäß in eine tiefe Wunde der russischen Propaganda und des eigenen Selbstverständnisses legt: Zwar kann Russland durch verbrecherische Kriegsführung das „Brudervolk“ militärisch und ökonomisch durchaus in schwere Mitleidenschaft ziehen – zu einem militärischen Sieg gegenüber der Ukraine ist es jedoch nicht in der Lage.

Der Westen zeigt, was er militärisch kann

Einer der wichtigsten Gründe für die gegenwärtige Chancenlosigkeit Russlands ist neben des strategisch-taktischen Geschicks der ukrainischen Führung ganz eindeutig der wiedererwachte Westen, der dank seiner Waffenlieferungen und Schulungen ukrainischer Soldaten entscheidend mit dazu beiträgt, die russische Armee auf Distanz zu halten. 

Und die Waffenlieferungen an die Ukraine scheinen nur der Anfang zu sein. Gegenwärtig findet über Teilen Norddeutschlands und der Nordsee, Teilen Ostdeutschlands und der Ostsee sowie Teilen Südwestdeutschlands das Großmanöver „Air Defender“ statt: An der Übung unter deutscher Führung nehmen bis zum 23. Juni 25 Nationen sowie NATO-Mitgliedsstaaten teil. Nach Angaben der Bundeswehr sind bis zu 10.000 Soldaten beteiligt. Trainiert werden soll, wie ein fiktiver Angriff eines östlichen Angreifers von den NATO-Verbündeten zurückgeschlagen wird: Es ist eindeutig, wen die Manöverplaner hierbei im Sinn haben.

„Air Defender“: Nicht kleckern, sondern klotzen

Obwohl das Manöver bereits seit dem Jahr 2018 in der Planung gewesen ist, dient es gerade seit der „Zeitenwende“ als Signal der Abschreckung in Richtung Osten. An dem Manöver nehmen rund 250 Flugzeuge, Helikopter und Drohnen teil: Allein 100 aus den USA - von Schleswig-Holstein aus heben zum Beispiel F-16-Kampfjets aus den USA und der Türkei ab, F-18 aus den USA und Finnland, Eurofighter aus Großbritannien und PA-200 -Tornados der Bundeswehr. Ungarn hat Mehrzweckkampfflugzeuge des Typs JAS 39 Gripen geschickt, die es von Schweden erhalten hat. Deutsche und spanische Eurofighter nehmen vom bayerischen Neuburg aus am Manöver teil.

Klar ist: Ein einzelnes Großmanöver weckt im Kreml bezüglich der Ukraine noch keine Friedenssehnsucht. Doch seit Februar 2022 zeigt der Westen sowohl gegenüber Russland als auch dem Rest der Welt Stück für Stück auf, dass mit ihm auch militärisch (wieder) zu rechnen ist. Und dass sowohl russische Propaganda als auch Putin’sches Maulheldentum gegenüber der Realität eines geeinten Westens niemals obsiegen werden.

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