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Die Jugend ist zunehmend Pro Life

Die Zahl der Abtreibungen geht signifikant zurück – Über Ursachen und mögliche Gründe: Ein Erklärungsversuch.
Marsch fürs Leben in München
Foto: IMAGO/Timo Weber (www.imago-images.de) | Marsch fürs Leben in München: Die jüngsten Abtreibungszahlen lassen die Vermutung aufkommen, dass die Bewusstseinsarbeit von Lebensrechtlern endlich echte Früchte trägt.

Endlich einmal eine gute Nachricht: Gestern meldete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden für das gesamte Jahr 2021 bei den vorgeburtlichen Kindstötungen einen Rückgang von rund 100.000 (2020) um 5,4 Prozent auf 94.600 Fälle. Bereits 2020 war die Zahl der Abtreibungen leicht um 0,9 Prozent zurückgegangen.

Mehr noch: Im Zehnjahresvergleich sank die Zahl der vorgeburtlichen Kindstötungen sogar zweistellig, nämlich von 108.900 (2011) um 14.300 Fälle. Das entspricht einem Rückgang von 13,1 Prozent binnen einer Dekade. Besonders erfreulich: Laut dem von der Wiesbadener Behörde gemeldeten Zahlenmaterial treiben vor allem junge Frauen im Alter zwischen 17 und 24 Jahren inzwischen seltener ab. Demnach betrug der Rückgang vorgeburtlichen Kindstötungen bei 15- bis 17-Jährigen satte 40,2 Prozent (1.500 Fälle). Bei den 18- bis 19-Jährigen waren es gar 41,3 Prozent (2.800 Fälle) und bei den 20- bis 24-Jährigen 33,8 Prozent (9.200 Fällen).

Steigende Geburten

Zur Wahrheit gehört, dass sich ein Teil der gesunkenen Abtreibungszahlen mit dem demografischen Wandel und der jahrzehntelang verharmlosten Praxis vorgeburtlicher Kindstötungen erklären lässt. Laut dem Statistischen Bundesamt sank auch die Zahl der 15- bis 17-Jährigen in den vergangenen zehn Jahren um 6,7 Prozent. Bei den 18- bis 19-Jährigen waren es 11,1 und bei den 20- bis 24-Jährigen 10,1 Prozent. Und natürlich können Frauen, die nie geboren wurden, weder Kinder gebären, noch abtreiben.

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Richtig ist aber auch, dass der Rückgang der Abtreibungszahlen damit allein noch nicht erklärt ist. Wirklichen Aufschluss erhält man erst, wenn man zusätzlich die Zahl der Geburten in den jeweiligen Alterskohorten ins Verhältnis zu den vorgenommenen Abtreibungen setzt. Detailliertes Zahlenmaterial, das genau dies ermöglichen würde, gibt das Statistische Bundesamt allerdings in der Regel erst im Laufe des Sommers bekannt. Vorläufigen Zahlen zufolge stieg jedoch die Zahl der Geburten von Januar bis November 2021 um 15.000. Das entspricht einer Zunahme um 2,1 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Ost-West-Vergleich

Interessant ist dabei auch der West-Ost-Vergleich. Denn während in den östlichen Bundesländern (einschließlich Berlin) die Geburtenrate weiter sank, stieg sie in den westlichen Bundesländern um 3,0 Prozent.

Natürlich darf man vermuten, dass die langen Lockdowns zu weniger „One-Night-Stands“ und in der Folge auch zu weniger ungewollten Schwangerschaften geführt haben. Dafür spricht zum Beispiel auch ein leichter Rückgang des Abverkaufs der als „Notfallverhütung“ verharmlosten rezeptfreien „Pille danach“ um 0,9 Prozent im Jahr 2020. Letztlich reicht aber auch das nicht, um den signifikanten Rückgang der vorgeburtlichen Kindstötungen insbesondere im Zehnjahresvergleich bei jungen Frauen zu erklären.

Die Zukunft gehört der „Kultur des Lebens“

Bleibt die Vermutung, dass die Bewusstseinsarbeit von Lebensrechtlern endlich echte Früchte trägt. Dafür spricht nicht nur die sichtbare Zunahme gerade junger Frauen und Männer bei den jährlichen „Märschen für das Leben“ in Berlin und München sowie die Neugründung mehrerer Lebensrechtsorganisationen von Studenten und jungen Berufstätigen in den zurückliegenden Jahren. Dafür sprechen inzwischen auch wachsende Zugriffe bei Pro-Life-Inhalten in den Sozialen Netzwerken.

Ähnlich wie in den Vereinigten Staaten von Amerika scheint auch in Deutschland mittlerweile ein wachsender Teil der Jugend Pro Life eingestellt zu sein. Und tatsächlich ist die „Kultur des Todes“, wie prominenten Protagonisten wie die Abtreibungsärzte Kristina Hänel und Friedrich Stapf anschaulich machen, ziemlich gestrig und darüber hinaus steril. Die Zukunft, so darf weiter gehofft werden, gehört daher wohl der „Kultur des Lebens“.

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Stefan Rehder Lebensschutz

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