Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar zur Eskalation in Nahost

Der Iran tritt aus dem Schatten

Im Orient droht eine Eskalation, die weltweite Konsequenzen haben kann. Jetzt muss die Weltpolitik alle Register der Entschärfung ziehen.
Israelische F-15-Kampfjets
Foto: IMAGO/ISRAEL DEFENSE FORCES (www.imago-images.de) | Der Iran ist aus dem Schatten getreten und hat Israel direkt und massiv attackiert. Im Bild: Israelische F-15-Kampfjets, die zur Abwehr der iranischen Angriffe beitrugen.

Dem „Dritten Weltkrieg in Stücken“, vor dem Papst Franziskus seit etlichen Jahren warnt, ist am Wochenende ein überaus großes und explosives Stück hinzugefügt worden. Israel konnte die Attacken des Iran mit Drohnen und Raketen zwar in beeindruckender Weise abfangen, doch nun droht eine Eskalation, die völlig außer Kontrolle geraten könnte.

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Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 provoziert Teheran seinen Erzfeind Israel regelmäßig mit militärischen Nadelstichen. Der Iran führt im Stellvertreterkrieg der libanesisch-schiitischen Hisbollah und der jemenitisch-schiitischen Huthis gegen Israel die Regie. Und so sieht sich Israel, das vor allem die Hamas im Gazastreifen zerschlagen und die Geiseln befreien will, seit einem halben Jahr in einem Mehrfronten-Krieg, bei dem der Iran bisher aus dem Schatten agierte.

Nun aber ist der Iran aus dem Schatten getreten und hat Israel direkt und massiv attackiert. Der Iran selbst spricht von einer Operation „begrenzt in Ausmaß und Größe“, einerseits um größere und gefährlichere Operationen anzudrohen, andererseits um die Hintertüre für eine Deeskalation offenzuhalten. Klar war seit dem tödlichen Angriff Israels auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus, dass der Iran – schon um der Gesichtswahrung willen – zurückschlagen würde. Offen war nur, wann, wo und in welchem Umfang.

Es droht weltweiter Terror

Wenn es angesichts der aktuellen internationalen Verwerfungen überhaupt noch so etwas wie eine internationale Staatengemeinschaft gibt, dann muss sie jetzt alle Register ziehen, um einer Deeskalation den Weg zu bahnen: Die USA, die Europäische Union und die Türkei haben sich bereits am Sonntag in diesem Sinn exponiert, nun sind auch China und Russland gefordert.

Zwar ist ein Frieden in Nahost weiter nicht in Sicht, doch wenn der bisherige Schattenkrieg zwischen Israel und dem Iran in einen direkten, offenen Krieg der beiden Rivalen mündet, ist ein militärischer Flächenbrand kaum noch zu verhindern. Ihm würden vermutlich mehrere Staaten in Nahost zum Opfer fallen. Israel und alle seine Unterstützer müssten nicht nur mit einem jahrelangen, verlustreichen Krieg, sondern auch mit weltweitem Terror rechnen.

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Stephan Baier Hamas Hisbollah Papst Franziskus Terrorismus

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