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Dämlich, nicht dämonisch

Bundesaußenministerin Baerbock bedauert die Entfernung des Kreuzes im Münsteraner Friedenssaal. Umbauarbeiten hätten sie nötig gemacht. Mit ihrer Entschuldigung löst die Ministerin aber den Skandal nicht auf, sie macht ihn nur noch schlimmer.
G7-Außenminister in Münster
Foto: Rolf Vennenbernd (dpa-pool) | Annalena Baerbock (r, Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, James Cleverly (l), Außenminister von Großbritannien, Antonio Tajani (2.v.l.), Außenminister von Italien, Antony Blinken, Außenminister der USA und ...

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bedauert also, dass das sogenannte Ratskreuz auf Wunsch ihres Ministeriums im Friedenssaal des Münsteraner Rathauses entfernt wurde. Vor Journalisten erklärte die Grünen-Politikerin, die Entscheidung habe keine politischen Gründe gehabt, sondern sei lediglich Umbauarbeiten geschuldet gewesen, die die G7-Konferenz in dem historischen Saal nötig gemacht hätte.

Das ändert aber nichts an ihrem Versagen, denn als Amtschefin ihres Ministeriums trägt Baerbock die Letztverantwortung. Auch wenn hinter der Entfernung tatsächlich keine politischen Gründe gestanden haben sollten, so wirft doch die Leichtfertigkeit, mit der hier vorgegangen worden ist, ein Licht auf das Geschichtsbewusstsein und den Mangel an Sensibilität, der in diesem zentralen deutschen Ministerium vorzuherrschen scheint. Deutschen Diplomaten traute man bisher irgendwie mehr zu. 

Kein Grund, Entwarnung zu geben

Und so gibt es keinen Grund, Entwarnung zu geben. Auch wenn hier keine religionsfeindlichen Kräfte am Werk waren, die in ihrer Aversion gegen die christliche Prägung unserer Kultur und Geschichte ihr Mütchen kühlen wollten, so ist der ganze Vorfall doch ein Symptom für den geistigen Zustand unseres Landes. Die Entfernung des Kreuzes war nicht dämonisch, aber ziemlich dämlich.

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Und das ist fast noch schlimmer. Hätten hier nämlich eindeutige Feinde des Christentums agiert, die in ihrer ideologischen Verblendung die Spuren der Religion in unserer Kultur und Geschichte ausradieren wollten, man könnte immerhin sagen: viel Feind, viel Ehr. Denn wer in solcher Entschiedenheit seinen Gegner angreift, der hat auch vor diesem Gegner so etwas wie Respekt, denn er unterstellt ihm Wirkungskraft und Macht. Denn würde dieser Gegner nicht über diese Macht verfügen, müsste er ja nicht demontiert werden.

Aber jetzt: eine lächerliche Bürokraten-Posse. Das Kreuz wurde einfach so weggestellt. Wie irgendein Möbelstück. Dummheit, nicht Kulturkampf. Der ganze Vorfall ist Ausdruck eines religiösen Analphabetismus. Was das Kreuz ist, wofür es steht – es war wohl allen Beteiligten nicht bewusst. Und das zeigt, welche Niveauebene wir mittlerweile in der Auseinandersetzung über die Bedeutung des „C“ in unserer Gesellschaft erreicht haben. 

Vielen Menschen ist das Kreuz nicht egal

Wenn selbst Mitarbeiter des Außenministeriums, also Menschen mit Hochschulabschluss und einer gewissen Weltläufigkeit, nicht mehr in der Lage sind, einschätzen zu können, welche zentrale Bedeutung diesem Kreuz für die Traditionslinie in unserer Geschichte zukommt, für die der Münsteraner Friedenssaal steht, dann bleibt einem angesichts dieses Ausmaßes an Bildungsmangel in der politischen Elite eigentlich nur noch, die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Man wünscht sich fast, dass hinter der ganzen Münsteraner Geschichte vielleicht doch noch kulturkämpferische Absichten gestanden haben. Denn die Kulturkämpfer mögen das Kreuz ablehnen, ihnen ist es aber wenigstens nicht egal. 

Doch glücklicherweise gibt es auch noch das Volk. Nach den ersten Medienberichten am Freitagmittag setzte ein großer Entrüstungssturm ein – vor allem in den Sozialen Medien. Das entfernte Kreuz wurde so zum Tagesgespräch in Deutschland. Wer im Freundeskreis über den Fall redete, konnte erleben, dass vielen Menschen das Kreuz eben nicht egal ist. Vielmehr wurde hier eine Wut auf die politischen Eliten manifest. Der Ottonormalverbraucher weiß offenbar noch, dass das Kreuz nicht irgendein Gegenstand ist, der einfach weggeräumt werden kann.

Die Menschen, auch solche, die den christlichen Kirchen mit Distanz gegenüberstehen, spüren intuitiv, dass es hier um die Wurst geht. Dass das Kreuz für etwas steht, was sie in ihrer Identität ganz entscheidend bestimmt. Und sie ahnen auch, dass gerade in Zeiten der Krise und des Umbruchs diese Identität für sie eine Art inneres Geländer ist, auf das sie sich stützen können. Vielleicht lernt die politische Elite etwas aus dieser Posse und zieht endlich Konsequenzen – für allzu großen Optimismus gibt es leider keinen Anlass.    

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