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Christliche Konvertiten in Katar besonders gefährdet

Anlässlich des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember erinnert die Menschenrechtsorganisation GfbV daran, dass Christen in muslimischen Ländern weltweit verfolgt werden.
Kampf gegen Christenverfolgung
Foto: Karin Leukefeld (KNA) | Im Iran, wo viele junge Menschen auch wegen der Politik des islamistischen Regimes eine religiöse Heimat im Christentum oder im altiranischen Zoroastrismus suchten, würden vor allem konvertierte Christen brutal ...

An das Schicksal christlicher Konvertiten in islamisch geprägten Ländern hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erinnert. Aus Anlass des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember erklärte die in Göttingen ansässige Menschenrechtsorganisation: „Das Emirat Katar, Gastgeber der Fußball-WM in der Adventszeit, finanziert und unterstützt radikal-islamistische, sunnitischen Gruppen. Diese unterdrücken, vertreiben oder ermorden überall im Nahen Osten christliche Gläubige und Angehörige anderer religiöser Minderheiten“.

Verfehlte Unterstützung radikaler Islamisten

Nahostexperte Kamal Sido betonte: „Während des Kalten Krieges war Saudi-Arabien der wichtigste Geldgeber bewaffneter islamistischer Gruppen, Organisationen und Parteien. Diese Rolle hat nun Katar übernommen. Während das kleine Emirat für das Geld sorgt, übernimmt der türkische Staat unter dem islamistischen Machthaber Erdogan die Organisation und logistische Unterstützung der sunnitischen Islamisten weltweit.“ In Katar seien christliche Konvertierte besonders gefährdet. Ihr Glaubenswechsel werde nicht anerkannt. Sie würden auch von ihren Familien unter großen Druck gesetzt, zum Islam zurückzukehren.

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Die Erfahrungen in Afghanistan hätten gezeigt, wie verfehlt die Unterstützung radikaler Islamisten durch westliche Regierungen war. Denn sie würden Glaubensfreiheit, Meinungsfreiheit und Frauenrechte strikt ablehnen. „Opfer dieser verantwortungslosen Politik waren vor allem christliche und andere religiöse Minderheiten, sowie unter der Mehrheitsgesellschaft insbesondere Frauen“, erläuterte Sido. „Durch die aktuellen geopolitischen Konflikte mit Russland und China erfahren islamistische Staaten wie die Türkei und Katar eine Aufwertung. Westliche Regierungen sind offenbar bereit, die Unterstützung der Taliban in Afghanistan oder der Muslimbrüder in Syrien zu akzeptieren.“ Demokratie, Menschen- und Minderheitenrechte blieben dabei auf der Strecke – wie auch die Glaubensfreiheit und das Recht der Muslime, ihren Glauben zu wechseln. 

Vor allem konvertierte Christen brutal verfolgt

Im Iran, wo viele junge Menschen auch wegen der Politik des islamistischen Regimes eine religiöse Heimat im Christentum oder im altiranischen Zoroastrismus suchten, würden vor allem konvertierte Christen brutal verfolgt, berichtete Sido. „Ihre Gottesdienste, die meist in Privaträumen stattfinden, werden gestürmt und die Teilnehmer verhaftet“. Im Land soll es zahlreiche sogenannte Hauskirchen geben, die nicht selten von Frauen geleitet würden. Die genaue Zahl der Hauskirchen sei unbekannt, Schätzungen zufolge gebe es mindestens 700.000 konvertierte Christen im Iran, die ihren Glauben meist im Untergrund praktizierten.

In der Türkei wurden nach GfbV-Angaben seit 2018 insgesamt rund 200 ausländische protestantische Pastoren und deren Familien ausgewiesen, besonders amerikanische Geistliche. Damit wolle die türkische Regierung die Entstehung regulärer Kirchen verhindern. Die türkischen Behörden sähen in jedem Konvertierten einen Agenten des Westens. „Eine absurde Einstellung, da die Türkei als Nato-Mitglied selbst zum Westen gehört und umfangreich von westlichen Staaten unterstützt wird“, merkte Sido an.  DT/chp 

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