Die chinesische Regierung hat den Chefposten des Büros für Hongkong- und Macau-Angelegenheiten neu besetzt. Das Büro ist verantwortlich für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau sowie der restlichen Volksrepublik China. Der bisherige Chef Zhang Xiaoming wurde zum stellvertretenden Direktor degradiert. In Zhangs Amtszeit fallen monatelange Proteste gegen die chinesische Regierung sowie die Ausbreitung des Coronavirus Covid19.
Ein Hardliner, der durchgreifen wird
Der neue Direktor Xia Baolong ist ein Protegé von Staatspräsident Xi Jinping. Internationale Beobachter erkennen darin vor allem ein politisches Signal: China will sich verstärkt in die Angelegenheiten der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong einmischen. „Er hat den Ruf eines Hardliners. Wenn die Zentralbehörden ein hartes Durchgreifen fordern, dann wird er keine Mühen scheuen“, sagt Professor Ying Fuk Tsang, Direktor der evangelischen Theologischen Fakultät der Chinesischen Universität von Hongkong. „Das wird definitiv Einfluss auf die Hongkonger Zivilgesellschaft haben.“
Xia hat eine bekannte Vergangenheit als Christenverfolger. Von 2011 bis 2012 war er Gouverneur, anschließend Parteichef der Provinz Zhejiang, dem Hinterland der Metropole Shanghai. Ab 2013 fanden zahlreiche Aktionen gegen „illegale Strukturen“ in Zhejiang statt. Die Abrissarbeiten richteten sich hauptsächlich gegen Kirchen – sowohl katholische, als auch evangelische. Die Schikanen reichten von der Kreuzesdemontage bis hin zur völligen Zerstörung von Gotteshäusern. Laien und Geistliche, die sich gegen den Abriss wehrten, wurden verhaftet. Mehr als 400 Kreuze sollen in Zhejiang wegen Verstöße gegen Bauvorschriften entfernt worden sein, mindestens 60 Kirchen wurden abgerissen.
"Der Vatikan hilft der Regierung, kapituliert, gibt ihnen alles in die Hand“
Kardinal Joseph Zen, emeritierter Bischof von Hongkong
Die Ernennung Xias ist damit auch ein Signal zur Stärkung der jeweils „patriotischen“ Kirchenorganisationen in China, die unter direkter staatlicher Kontrolle stehen. Kardinal Joseph Zen, emeritierter Bischof von Hongkong, wiederholte neuerlich die Kritik an dem Abkommen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik China. „Wir können immer erwarten, dass die Kommunisten die Kirche verfolgen werden, aber die Gläubigen erhalten keine Hilfe aus dem Vatikan. Der Vatikan hilft der Regierung, kapituliert, gibt ihnen alles in die Hand.“
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