Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung

Chefredakteur der "Welt": Flüchtlingsdebatte vergiftet das Land

Während die Debatte anfangs vor allem von Vertretern der politischen Rechten giftig geführt worden sei, „zersetzen nun vor allem Linke und Linksliberale das Diskursklima“, schreibt "Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt.
Bundestag - Fraktionssitzungen
Foto: Kay Nietfeld (dpa) | 03.07.2018, Berlin: Horst Seehofer (CSU), Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterhalten sich zu Beginn der Fraktionssitzung der CDU/CSU Fraktion im Bundestag.

Die Debatte über die Flüchtlingspolitik hat das politische Klima in Deutschland vergiftet. Diese Ansicht vertritt der Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, Ulf Poschardt, in einem Leitartikel. Während die Debatte anfangs vor allem von Vertretern der politischen Rechten giftig geführt worden sei, „zersetzen nun vor allem Linke und Linksliberale das Diskursklima“, schreibt der Journalist. „Der Thron, von dem herab sie über Andersdenkende urteilen, wächst in den Himmel.“ Sie definierten „Meinungskorridore und erklären alle außerhalb dieser Korridore für vogelfrei“.

Den Hintergrund sieht Poschardt darin, dass die „ehrenwerte Flüchtlingspolitik“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel wenig Rückhalt in Europa finde. Deshalb reagierten ihre Unterstützer mit einer „immer verbissener vorgetragenen Entschiedenheit“. Die „Flüchtlingsfreunde“ übertünchten wachsende Unsicherheit „durch Lautstärke, Zorn und Radikalität“. So werde Bundesinnenminister Horst Seehofer „in die Nähe von Rechtsradikalen gebracht, die CSU zur AfD umfabuliert, bei manchen die FDP gleicht mit“. Die Auseinandersetzung habe „den Boden der Politik verlassen, um ins Reich der Moral zu wechseln“.

Kritisch sieht Poschardt die Rolle der Kirchen in der öffentlichen Diskussion. Ihnen gehe es „im Kern um die eigene Heiligsprechung“. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm (München) klinge „wie jeder Grüne“. Er „trötet gegen die wachsenden Zweifel in der Bevölkerung, und die registriert aufmerksam, wie versucht wird, diese Zweifel auszutreten“.

DT/idea

Themen & Autoren
Alternative für Deutschland Angela Merkel CSU FDP Horst Seehofer Rechtsextremisten Ulf Poschardt

Weitere Artikel

Der Migrationsgipfel gab der Flüchtlingspolitik einen pragmatischeren Kurs. Der Gegensatz zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik bleibt.
17.05.2023, 19 Uhr
Sebastian Sasse
Die Einstufung Maaßens als rechtsextremistischen Verdachtsfall durch den Verfassungsschutz ist falsch, schreibt Eckhard Jesse in einem Gastbeitrag.
06.02.2024, 08 Uhr
Eckhard Jesse
Noch läuft es in Bayern gut, besser als anderswo in Deutschland: Hohes Prokopfeinkommen, fast Vollbeschäftigung. Aber diese Stellung ist gefährdet.
07.10.2023, 15 Uhr
Sigmund Gottlieb

Kirche