Nach ihrer Freilassung aus der Haft hofft die pakistanische Christin Asia Bibi auf eine Zukunft in Deutschland. „Meine Mandantin wäre glücklich, wenn sie mit ihrer Familie nach Deutschland ausreisen könnte“, erklärte der Anwalt Bibis, Saif-ul-Malook, gegenüber der „Bild am Sonntag“. Gerichtliche Auflagen, was den zukünftigen Aufenthalt der 47-Jährigen betrifft, bestünden nicht. „Sie kann gehen, wohin sie will. Aber die Zeit wird knapp“, so Malook.
Göring-Eckardt: Aufnahme wäre starkes Zeichen für die Religionsfreiheit
Aufgrund des Vorwurfs der Blasphemie war Asia Bibi acht Jahre lang in Pakistan inhaftiert gewesen. Vor knapp zwei Wochen sprach der Oberste Gerichtshof Pakistans die Mutter von fünf Kindern zunächst frei. Daraufhin war es in zahlreichen Städten Pakistans zu heftigen Protesten radikaler Islamisten gekommen. Die pakistanische Regierung beugte sich dem Druck und einigte sich mit der islamistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) darauf, einen Berufungsprozess gegen Bibi zuzulassen. Am Mittwoch vergangener Woche wurde sie dann aber doch aus der Haft entlassen und an einen geheimen Ort in Pakistan gebracht.
Indes forderten mehrere Politiker die Bundesregierung dazu auf, Asia Bibi Asyl in Deutschland zu gewähren. „Nach all dem Leid, das Asia Bibi und ihrer Familie zugestoßen ist, darf ihre Ausreise aus Pakistan nicht weiter in der Luft hängen, nur weil man sich nicht einigen kann, welches Land zu einer Aufnahme bereit ist“, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am Sonntag. Zeigte sich die Bundesregierung zum Handeln bereit, wäre dies laut Göring-Eckardt ein „starkes Zeichen für die Religionsfreiheit und die Menschenrechte“.
FDP-Politiker: In Pakistan entscheidet radikaler Mob über Gesetze
Für eine Aufnahme Asia Bibis in Deutschland sprach sich auch die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, Gyde Jensen (FDP), aus. „Die Bundesregierung muss alle diplomatischen Hebel in Bewegung setzen, um ihr Leben zu schützen“, sagte sie dem Berliner „Tagesspiegel“. In Pakistan schienen nicht mehr Gerichte über Recht zu entscheiden, „sondern ein radikaler Mob“. Vergangene Woche hatte bereits der menschenrechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Brand, gefordert, die pakistanischen Christin müsse zum Schutz einen Platz in Deutschland finden können.
Laut „Bild am Sonntag“ reagierte das Auswärtige Amt bereits auf die Forderungen. Demnach sei Deutschland offenbar bereit, Asia Bibi und ihre Familie unter bestimmten Bedingungen aufzunehmen. „Wir sind mit der pakistanischen Regierung und unseren Partnern im Gespräch. Für uns steht der Schutz von Asia Bibi und ihrer Familie im Vordergrund“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Neben weiteren europäischen Ländern sei auch Deutschland mit Blick auf eine mögliche Aufnahme aufgeschlossen.
In Pakistan gilt Blasphemie als Kapitalverbrechen
Asia Bibi ist die erste katholische Frau, die in Pakistan wegen Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Ihr wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Nach der Verurteilung im Jahr 2010 wurde das Todesurteil 2014 bestätigt, im Jahr darauf jedoch vorläufig ausgesetzt.
Im islamisch geprägten Pakistan gilt Blasphemie als Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wird. Die Auslegung des Begriffs fällt in der Praxis jedoch oft sehr weit aus. So gelten bereits abfällige Äußerungen zum Islam oder dem Koran und dem Propheten Mohammed als blasphemisch. Kritiker erheben immer wieder den Vorwurf, die Blasphemiegesetze würden ausgenutzt, um persönlichen Feinden zu schaden.
DT/mlu
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