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Biden nominiert Joe Donnelly als Vatikan-Botschafter

Joe Donnelly, praktizierender Katholik und langjähriger Senator, soll die USA in Zukunft beim Heiligen Stuhl vertreten. Eine Entscheidung, die auf wenig Kritik stoßen dürfte.
Joe Donnelly
Foto: imago stock&people (imago stock&people) | Sollte er vom Senat bestätigt werden, wäre Joe Donnelly der zwölfte US-Botschafter im Vatikan, seit Rom und Washington im Jahr 1984 diplomatische Beziehungen eröffneten.

Zwischen Joe Biden und Joe Donnelly gibt es einige Parallelen. Nicht nur sie selbst teilen sich den Vornamen, auch ihre Ehefrauen hören beide auf den Namen Jill. Und sie sind beide Katholiken irischer Abstammung. In einem wichtigen Punkt unterscheidet sich der amtierende US-Präsident jedoch von dem ehemaligen demokratischen Senator Donnelly, den er jüngst als Kandidaten für das Amt des US-Botschafters beim Heiligen Stuhl vorschlug. Während Biden seine Haltung in der Abtreibungsfrage zunehmend liberalisierte, gilt der 66-jährige Donnelly als einer der wenigen überzeugten Lebensschützer innerhalb der Demokratischen Partei.

Handreichung an konservative Kritiker

Und so könnte man Bidens lange erwartete Personalentscheidung durchaus als Handreichung an seine konservativen Kritiker werten. Donnelly, 1955 im Bundesstaat New York geboren, hat sich im Laufe seiner politischen Karriere etwas erworben, was heute selten geworden ist: überparteiliches Ansehen. Der studierte Jurist, der seinen Abschluss an der renommierten privaten katholischen Universität Notre-Dame ablegte, saß von 2013 bis 2019 für den Bundesstaat Indiana im Senat. Zuvor war er bereits mehrere Jahre Abgeordneter im Repräsentantenhaus. 

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In einer Demokratischen Partei, die in den letzten Jahren mehr und mehr nach links rückte, gilt Donnelly als moderater, bisweilen für Parteiverhältnisse sogar konservativer Volksvertreter. Lange positionierte er sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, schwenkte 2013 aber zur liberalen Position seiner Partei über. In der Einwanderungsfrage folgte er nicht immer dem liberalen Kurs der Obama-Regierung, unterstützte zuletzt sogar Reformvorschläge moderater Republikaner. Auch wenn er sich als „pro-life“ betrachtet und nach eigener Aussage die unbedingte Würde eines jeden menschlichen Lebens schützen wolle, haftet dieser Haltung ein gewisser Makel an: So kritisierten ihn Lebensschützer dafür, dass er in der Vergangenheit schon für staatliche Fördermittel für die Abtreibungsorganisation „Planned Parenthood“ stimmte.

Sprecher von "Catholics for Biden"

Neben seiner politischen Tätigkeit übt Donnelly, der Vater von zwei erwachsenen Kindern ist, auch eine Professur an seiner alten Universität Notre-Dame aus. Deren Präsident, Pater John Jenkins, lobte ihn nun als ausgezeichneten Kandidaten, um die USA beim Heiligen Stuhl zu repräsentieren. Im Präsidentschaftswahlkampf 2020 fungierte Donnelly als Sprecher der katholischen Lobbygruppe „Catholics for Biden“. Derzeit ist er als Anwalt in der Hauptstadt Washington tätig.

Sollte er vom Senat bestätigt werden, wäre Joe Donnelly der zwölfte US-Botschafter im Vatikan, seit Rom und Washington im Jahr 1984 diplomatische Beziehungen eröffneten. Er würde dann in die Fußstapfen von Callista Gingrich treten, die der ehemalige Präsident Donald Trump in das Amt der Vatikan-Botschafterin berufen hatte. Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit dem Vatikan sieht Donnelly in Themenfeldern wie Menschenrechte, Religionsfreiheit, Einwanderung, Klimawandel, Frieden und Armut. 

Die Chancen, dass die Senatoren ihn durchwinken, sind durchaus hoch. Mit 66 Jahren würde das Leben für Joe Donnelly dann nicht erst anfangen. Eine Entsendung in den Vatikan wäre für den praktizierenden Katholiken aber sicher eine Krönung seiner politischen Laufbahn.    

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