Immanuel Kant (1724-1804) zählt zu den bedeutendsten Denkern der Aufklärung. Und doch ist sein Hauptwerk, die „Kritik der reinen Vernunft“, eine „epochale Fehlleistung“ und eine der größten „Tautologien der Philosophiegeschichte“. Das behauptet der Philosoph Martin Rhonheimer in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“.
In seinem Essay für das Ressort „Glaube und Wissen“ würdigt Rhonheimer, der drei Jahrzehnte lang Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom lehrte, dass Kant die Brüchigkeit der Philosophie seiner Zeit durchschaut habe. Dennoch sei er von ihren Voraussetzungen und von ihren Denkmitteln abhängig geblieben. Klassische Metaphysik und Erkenntnistheorie seien Kant „weitgehend unbekannt“ geblieben und seine Vorstellungen darüber, was in der Philosophie vor Descartes gedacht wurde, müssten als „historisch unerleuchtet“ bezeichnet werden.
Schlag ins Wasser
Vom „Standpunkt der klassischen Metaphysik“ aus sei Kants Begriff von „Metaphysik“ als gänzlich von aller Erfahrung unabhängige Erkenntnis „a priori“, das heißt als Erkenntnis „aus reiner Vernunft“, geradezu „absurd“ und seine Frage, ob eine solche Erkenntnis als „Wissenschaft“ überhaupt möglich sei, zwar im historischen Kontext der rationalistischen Schulphilosophie „verständlich, von der Sache her aber überflüssig.“
Denn in Wirklichkeit könne es, so Rhonheimer, „überhaupt keine von Erfahrung unabhängige Erkenntnis, aus ,reiner Vernunft‘ geben, weder als Wissenschaft oder sonst wie.“ Unbeschadet ihrer „unbestreitbaren Eleganz und Subtilität“ beruhe Kants „Kritik der reinen Vernunft“ deshalb auf einem „Missverständnis“ darüber, was Metaphysik sei und erweise sich trotz ihrer „epochalen Wirkung“ letztlich als ein „Schlag ins Wasser“. DT/reh
Lesen Sie den ausführlichen Essay in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".