In den vergangenen drei Jahren hat sich ein Forschungsteam des Lehrstuhls für Moraltheologie der Universität Regensburg und des Zentralinstituts für Ehe und Familie in der Gesellschaft der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt unter der Leitung von Rupert Scheule, Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie an der Universität Regensburg, der Qualität der kirchlichen Ehevorbereitung gewidmet. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Forschungsstudie kürzlich bei einem Symposium unter dem Titel „Zur Ehe berufen. Eine empirisch-theologische Analyse kirchlicher Ehevorbereitungsangebote“ an der Universität Regensburg. Darüber berichtet das Bistum Eichstätt auf seiner Homepage.
Antwort auf die Familiensynode
Das wissenschaftliche Projekt geht zurück auf eine Initiative vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer als Antwort auf die Familiensynode, bei der Papst Franziskus „die dringende Notwendigkeit einer Art ‚Ehekatechumenat‘, vergleichbar mit dem Katechumenat für die Erwachsenentaufe, in Erinnerung gerufen“ habe. Es gelte „die Vorschläge aus Familiaris consortio umzusetzen“. In Amoris laetitia habe Papst Franziskus „eine heilsame Selbstkritik“ in Sachen Ehe geraten. Es gehe nicht darum, den Brautleuten „den gesamten Katechismus beizubringen, noch darum, sie mit allzu vielen Themen zu übersättigen“. Der Papst setze vielmehr auf „Gruppen für Verlobte und zusätzliche Gesprächsangebote über eine Vielfalt von Themen, welche junge Leute wirklich interessieren“.
Der Regensburger Bischof stimmte sich 2019 mit dem Passauer Bischof Stefan Oster und dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ab, um die überdiözesane Forschungsstudie in Auftrag zu geben.
Erwartungen und Befürchtungen der Brautleute
Im Rahmen der Studie wurden mehr als 1.500 Teilnehmer an Ehevorbereitungskursen der Bistümer Eichstätt, Passau und Regensburg nach ihren Erwartungen und ihren Erfahrungen mit den Kursen befragt. Die Befragung geschah zu drei verschiedenen Zeitpunkten: bei der Trauanmeldung im Pfarrbüro, am Ende des Ehevorbereitungskurses und acht Wochen nach dem Kurs. Es ging dabei um die „Erwartungen und Befürchtungen der Brautleute angesichts kirchlicher Ehevorbereitungskurse, inwiefern sich diese Erwartungen und Befürchtungen bewahrheiten und welche Schlüsse daraus theologisch zu ziehen sind“.
Obwohl viele der Teilnehmer im Vorfeld eine geringe Motivation zeigten, gaben hinterher mehr als 60 Prozent an, sie würden die Kurse wieder besuchen oder gar weiterempfehlen. Sakramentalität allerdings sei ein Thema, mit dem die Menschen weniger anfangen könnten als man sich das theologisch wünsche, so Projektleiter Rupert Scheule. Wichtiger seien ihnen „Kommunikation“ und „Beziehungsqualität“.
Laut Andreas Dandorfer von der Fachstelle Ehe und Familie im Bistum Regensburg sei es deutlich geworden, „welch große pastorale Chance mit den Seminaren verbunden ist, bieten sie doch die Möglichkeit mit Paaren in Kontakt zu treten, die oftmals im Pfarrleben nicht mehr anzutreffen sind“.
In der „Rushhour des Lebens“
Eine besonders diskutierte Frage habe sich darum gedreht, „ob heiratswillige Paare in einer immer stärker säkularisierten Gesellschaft über einen längeren Zeitraum auf das Sakrament der Ehe vorbereitet werden sollten“, so Pastoralreferent Andreas Dandorfer. Allerdings sei zu bedenken, dass sich die meisten Paare im sogenannten „Rushhour des Lebens“ befänden, „in einer Phase, in der viele Anforderungen gleichzeitig auftreten – der Beruf, der oftmals sehr viel zeitliche wie auch örtliche Flexibilität fordert, oftmals auch der Bau eines Eigenheims“. Eine Ausweitung der Vorbereitungszeit könnte dazu führen, dass sie sich gegen die kirchliche Trauung entscheiden würden.
Den Menschen müsse nach den Kursen klar sein, was sakramentale Ehe bedeute, hielt der Eichstätter Bischof Hanke entgegen, der auf das mehrmonatige Ehekatechumenat etwa in Italien oder Polen hinwies: „Wir müssen Erfahrungsräume anbieten, damit diese existenzielle Entscheidung bewusst werden kann.“ DT/jg
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