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Warten, warten und noch mal warten - eine Adventsgeschichte

Woran wir in der Adventszeit besonders denken und was für einen tollen Adventskalender du dieses Jahr gestalten könntest, das erfährst du hier.
Adventskalender
Foto: Imago/Bihlmayerfotografie | So wie Maria und Josef auf Jesus warteten, warten auch wir im Advent. Der Adventskalender hilft, unser Herz auf sein Kommen vorzubereiten.

Draußen war es winterlich kalt heute. Trotzdem steckten Louis und Anna alle paar Minuten den Kopf zur Haustür heraus. „Siehst du ihn? Wann kommt er denn bloß!“, jammerte Louis, der ein paar Zentimeter kleiner war als Anna und hoffte, seine große Schwester könnte den mit Spannung erwarteten Besucher vielleicht in der Ferne erspähen. Es war kein Besucher wie jeder andere. Heute, am ersten Adventssonntag, hatten die Eltern von Louis und Anna den neuen Pfarrer der Gemeinde zum Abendessen eingeladen – das war vielleicht aufregend. Bisher hatten die Kinder den Pfarrer nur von Weitem in der Messe gesehen.

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Da! Endlich! Ein schwarz gekleideter Mann, der niemand anderes sein konnte als Pfarrer Haffner, bog um die Straßenecke und ging genau auf das Haus der Familie zu. „Guten Tag, ihr zwei! Das Christkind bin ich aber noch nicht“, sagte der Pfarrer augenzwinkernd, als er sah, mit wie viel Ungeduld er erwartet worden war. „Kommen Sie mit“, sagte Anna, „ich zeige Ihnen das Esszimmer!“ In dem gemütlich eingerichteten Raum war die Mutter von Anna und Louis gerade im Begriff, die erste Kerze am Adventskranz anzuzünden. Da rief ihr Mann in der Küche plötzlich laut: „O nein, die Nudeln! Die hab ich ja völlig vergessen!“ Er blickte vom Kochen verschwitzt mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck aus der Küchentür. „Guten Abend, Herr Pfarrer! Es freut mich sehr, dass Sie da sind, aber leider dauert es noch 20 Minuten, bis wir essen können!“ Pfarrer Haffner winkte ab. „Ach, das macht doch gar nichts, vielleicht wollen mir Louis und Anna noch ihr Zimmer zeigen?“

An Weihnachten wird die Welt hell vor Freude

Louis zog den Pfarrer gleich begeistert mit sich. Im Flur machte er Halt. „Schauen Sie, Herr Pfarrer, das ist unser Adventskalender. Er ist eine Art Laterne. Jeden Tag können wir ein Türchen öffnen mit einem neuen Bild darin.“ Anna ergänzte: „…und dann wird es immer heller. Am 24. Dezember leuchtet die Laterne am hellsten!“ „Das ist wirklich eine schöne Art, auf Weihnachten zu warten“, meinte der Pfarrer, „denn an Weihnachten wird die Welt hell vor Freude, weil Jesus geboren wird.“ „Warum müssen wir eigentlich überhaupt auf Weihnachten warten?“, fragte Anna. „Ja, warum gibt es den Advent als Wartezeit?“, hakte auch Louis nach. „Jesus ist doch immer bei uns, also müsste es immer hell sein!“

„Ja, da hast du eigentlich recht. Aber trotzdem spüren wir Menschen nicht immer gleich, wie Jesus unser Leben erleuchtet“, sagte Pfarrer Haffner. „Im Advent warten wir gemeinsam mit allen Menschen, die jemals auf Jesus gewartet haben und noch auf ihn warten. Fällt euch vielleicht jemand ein, der auf Jesus gewartet hat?“, setzte er hinzu. Zunächst blickten die Kinder etwas ratlos drein, aber dann kam Anna eine Idee: „Maria! Natürlich! Sie musste ja neun Monate darauf warten, dass das Jesus-Baby in ihrem Bauch heranwuchs.“ „Und Josef musste auch auf Jesus warten“, fügte Louis hinzu, um seiner Schwester in nichts nachzustehen. „Ja, richtig“, bestätigte der Pfarrer, „und wisst ihr was? Josef und Maria gehörten ja zum Volk Israel. Das gesamte Volk Israel wartete schon seit Hunderten von Jahren auf den Messias, der ihr Volk retten sollte. Dieser Messias war dann das kleine Baby Jesus.“ „Wie schön, dass Maria diesen Retter selbst auf die Welt bringen durfte!“, rief Anna mit leuchtenden Augen. „Gut, dass wir nicht mehr auf Jesus warten müssen.“

Gott vernichtet das Böse

„Halt, halt, nicht so schnell“, sagte Pfarrer Haffner lächelnd, „tatsächlich warten auch wir noch auf Jesus.“ Anna und Louis machten große Augen. „Aber Jesus ist doch schon gekommen“, sagte Louis, „das verstehe ich nicht.“ „Wir warten darauf, dass Jesus noch ein zweites Mal kommt“, antwortete der Pfarrer. „Jesus hat uns angekündigt, dass er noch einmal in seiner ganzen Herrlichkeit kommen wird. Dann ist auch das Ende der Welt da.“

„Oh je, wie furchtbar! Das will ich gar nicht!“, sagte Anna betreten. „Das klingt für euch vielleicht erst einmal etwas erschreckend. Aber überlegt mal! Die Welt ist nicht nur gut, hier passiert auch viel Schlimmes!“ „O ja“, bestätigte Louis eifrig, „wenn ich mich mit Anna streite.“ „Oder die Kriege auf der Welt“, fügte Anna hinzu. „Genau!“, sagte Pfarrer Haffner. „Alles Böse wird Gott für immer vernichten, wenn Jesus noch einmal kommt. Deshalb warten auch wir Christen heute immer noch auf Jesus. Daran denken wir besonders in der Adventszeit.“

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„So, jetzt aber genug gewartet“, sagte Mama schmunzelnd, die seit einigen Minuten dem Gespräch gelauscht hatte, „die Nudeln sind nun fertig. Kommt bitte herein zum Essen!“ Als die Kinder mit Pfarrer Haffner in das Esszimmer zurückkehrten, flüsterte Anna in Louis‘ Ohr: „Gut, dass Papa die Nudeln vergessen hat! Manchmal kann ein bisschen Warten auch recht nützlich sein…“ – „… und lehrreich“, ergänzte Louis und zwinkerte Anna zu.

Warten auf Jesus – eine Adventskalender-Idee:

Habt ihr daheim eine Schnur mit 24 Säckchen, die ihr manchmal als Adventskalender nutzt? Sonst könnt ihr auch 24 Butterbrottüten, Wäscheklammern und eine Schnur hernehmen. Füllt nun alle 24 Säckchen mit Figuren aus der Weihnachtskrippe (ausgenommen das Jesuskind). Wahrscheinlich habt ihr nicht genügend Figuren für alle Säckchen. Füllt in die restlichen Säckchen Zettel mit euren Namen und mit Namen von Menschen, die euch wichtig sind und für die ihr beten wollt. Hängt die 24 Säckchen auf und zieht jeden Tag eine der Figuren oder Zettel.

Stellt die Krippe bereits am Beginn des Advents auf, aber noch ohne Figuren. Stellt auch eine Schale dazu für die Zettel. Zieht ihr eine Figur, dann überlegt gemeinsam, wie diese Person auf Jesus gewartet hat. Hat sie ihn überhaupt erwartet? Was hat sie im Herzen gefühlt, als Jesus noch nicht da war? Stellt dann die Figur zur Krippe.

Für Jemanden beten!

Zieht ihr einen Zettel mit dem Namen eines Familienmitglieds, dann betet gemeinsam: „Herr Jesus, lass auch (Name) auf dich warten und alles von dir erhoffen!“ Wenn du dich selbst gezogen hast: Blicke in dein Herz und frage dich, wie du auf Jesus wartest: Voll Freude und Hoffnung? Voll Angst? Ohne bestimmtes Gefühl? Legt dann den Zettel in die Schale bei der Krippe.

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Zieht ihr einen Zettel mit einem anderen Namen, dann stellt euch vor, dass diese Person auf Jesus wartet. Kennt er oder sie Jesus schon? Ihr könnt für diese Person beten. Zum Beispiel: „Lieber Gott, hilf, dass (Name) auf Jesus hoffen kann!“, oder: „Herr Jesus, mach, dass (Name) dein Freund wird!“, oder auch: „Guter Gott, lass auch (Name) auf deinen Sohn warten!“. Legt dann den Zettel in die Schale bei der Krippe.

Isabel Kirchner
Foto: Privat | Isabel Kirchner ist Theologin, Musikerin und Mutter von zwei Söhnen. Sie war an der Erstellung des Youcat for Kids (www.youcat.org) beteiligt.

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