Vor langer Zeit lebten in Ungarn ein König und eine Königin. Sie hatten mehrere Kinder und waren eine sehr glückliche Familie. Eines ihrer Kinder hieß Elisabeth. Als sie gerade einmal vier Jahre alt war, musste sie Ungarn verlassen. Sie zog in die Gegend, die heute Deutschland heißt. Denn der König hatte dort mit dem Landgrafen von Thüringen einen Vertrag geschlossen: Elisabeth würde später einmal Hermann heiraten, den ältesten Sohn des Landgrafen.
Elisabeth lebte also von nun an auf der Wartburg, in der Stadt Eisenach. Der Landgraf und seine Frau, die Landgräfin Sophie, kauften ihr viele schöne und wertvolle Kleider und brachten ihr gutes Benehmen bei. Elisabeth wuchs mit ihrem künftigen Mann Hermann und seinen Geschwistern auf. Doch sie war anders als die anderen Kinder: Am liebsten traf sie sich mit den Mägden und Köchen. Sie unterhielt sich mit ihnen und aß mit ihnen. Es waren für sie ganz normale Freunde. Elisabeths größter Wunsch, den sie ihr ganzes Leben lang hegte, war es, die anderen Menschen glücklich zu machen. Denn: Elisabeth liebte den lieben Gott. Und weil sie wusste, dass er jeden Menschen liebt und glücklich machen möchte, wollte sie ihm dabei helfen. Manchmal versteckte sie sich, um alleine zu sein und mit ihm zu sprechen. Die Landgräfin Sophie war nicht sehr froh über Elisabeths Verhalten. Was sollten nur die Einwohner Thüringens von so einer zukünftigen Landgräfin denken?
Elisabeth heiratete mit 13 Jahren
Eines Tages geschah auf der Wartburg etwas sehr Trauriges. Hermann, der älteste Sohn der Landgrafenfamilie, starb. Niemand hatte das kommen sehen, schließlich war er noch jung. Nun stand fest: Ludwig, der zweitälteste Sohn des Landgrafen, würde sein Nachfolger werden und damit auch Elisabeth zur Frau bekommen. Ludwig und Elisabeth waren darüber sehr froh, denn sie hatten sich schon immer gut verstanden und liebten sich. Als sie heirateten, war Elisabeth 13 Jahre alt und Ludwig 20.
Ganz nahe bei der Wartburg, auf der Elisabeth und Ludwig als Ehepaar wohnten, lebten viele arme Menschen. Ihnen war kalt und sie hatten Hunger. Auch gab es für sie keine Medizin. Außerdem mussten sie hart auf den Feldern arbeiten, von morgens bis abends. Trotzdem ernteten sie wenig. Einen Großteil davon sollten sie trotzdem noch an die Landgrafenfamilie abgeben. Für sie selber und ihre Familien blieb also kaum noch etwas übrig. Doch so war damals die Regel.
Ein Herz für die Armen
Elisabeth wehrte sich so gut es ging gegen diese Ungerechtigkeit: Sie versuchte, bei den Mahlzeiten so wenig wie möglich zu essen. Wie hätte sie sich den Bauch vollschlagen können, wo doch ihre Nachbarn am Fuß der Burg hungern mussten? Auch besuchte sie diese armen Menschen oft und schmuggelte ihnen Brot, Kartoffeln, Äpfel, Milch und andere Nahrungsmittel zu. Ihr Glück war, dass ihr Mann Ludwig sie immer in Schutz nahm. Denn die Landgräfin Sophie und die ganze Landgrafenfamilie wurden immer wütender über Elisabeths Verhalten. Elisabeth liebte diese Menschen wie eine Mutter, wusch sie und verarztete ihre Wunden. Manche von ihnen, die besonders krank waren, brachte sie sogar mit hinauf in die Burg, um sie dort zu versorgen! Mit ihrem Geld ließ Elisabeth bald direkt neben der Burg ein Armenhaus errichten. Jetzt konnte sie sich um noch mehr Menschen kümmern.
Elisabeth und Ludwigs Kinder hießen Hermann und Sophie. Und bald sollte noch ein drittes Kind zur Welt kommen. Ludwig war Ritter. Oft verließ er Thüringen für mehrere Wochen. Zu der Zeit, in der sie das dritte Kind erwarteten, ritt er bis nach Jerusalem, um dort zu kämpfen.
Elisabeth hatte nun, da Ludwig fort war, niemanden mehr, der sie beschützte. Sie brachte trotzdem weiterhin heimlich Essen zu den Armen. Schließlich wollte sie sie nicht verhungern lassen. An einem Nachmittag lief sie mit einem Korb Brot durch den Burggarten. Den Korb hatte sie mit einem Handtuch zugedeckt. Sie wollte das Brot einem armen Mann bringen. Auf einmal tauchte die Landgräfin Sophie neben Elisabeth auf. „Was hast du denn in deinem Korb?“, fragte sie. Elisabeth bekam große Angst und betete in ihrem Herzen: „Lieber Gott, was soll ich machen? Bitte, hilf mir jetzt!“ Ihre Stimme zitterte ein bisschen, als sie „das hier“ sagte, und vorsichtig das Handtuch vom Korb schob. Darin waren ... Rosen! Es war ein Wunder geschehen. Elisabeth konnte selber ihren Augen kaum trauen und nur innerlich „danke, lieber Gott“ flüstern. Die Landgräfin Sophie zuckte ein bisschen verwundert mit den Schultern und ging weiter.
Elisabeth freute sich sehr auf das dritte Kind. Und auch darauf, dass ihr Mann Ludwig schon kurz nach der Geburt zurückkommen würde. Doch dann kam eine Nachricht, die sie fast verzweifeln ließ: Ludwig war tot! Er war sehr krank geworden und gestorben. Lange war Elisabeth am Boden zerstört.
Flucht von der Burg
Ihr Leben auf der Burg änderte sich nun: Ludwigs jüngerer Bruder Heinrich wurde der neue Landgraf von Thüringen. Für ihn zählten im Leben nur Geld und Reichtum. Elisabeth verließ darum die Burg, kurz nachdem die kleine Gertrud geboren war, ihr drittes Kind. Sie packte nur ihre Kinder ein und ein wenig Hab und Gut. Aber wohin sollten sie nur flüchten? Niemand wollte sie aufnehmen, um keinen Ärger mit dem neuen Landgrafen Heinrich zu bekommen, der Elisabeth nicht sehr mochte.
Elisabeth traf darum eine schwere Entscheidung: Sie gab ihre Kinder in die Obhut von Ordensschwestern. Sie wusste, dort würden die drei es sehr gut haben. Und Elisabeth selber konnte von nun an ganz Gott und den Armen dienen. Von ihrem Erbe ließ sie ein großes Krankenhaus für kranke Menschen bauen. Dort gab es auch eine Kapelle. Denn, das wusste Elisabeth, nur Gott konnte ihr die Kraft für ihre Arbeit geben. Darum musste sie ihn nahe bei sich haben. Neben Elisabeth arbeiteten weitere junge Frauen in dem Krankenhaus. Sie alle zogen sich gleich an, nämlich ein schlichtes Kleid mit langen Ärmeln und einen weißen Schleier. So wurden aus ihnen die Hospitalschwestern, die sich Tag und Nacht um die vielen kranken und alten Menschen kümmerten. Elisabeth übernahm stets die schwersten Aufgaben. Sie wusch die Menschen, die am schlimmsten rochen. Langsam gingen auch ihre Kräfte zu Ende und sie bekam hohes Fieber. Die anderen Hospitalschwestern rieten ihr, sich zu schonen. Doch Elisabeth wollte das nicht. Sie wollte weiter für die anderen Menschen da sein. Mit nur 24 Jahren starb sie, an einem 17. November.
Und heute, so glauben wir Katholiken, ist sie im Himmel! Denn sie ist eine Heilige. Alle Heiligen sind schon oben im Himmel angekommen. Du kannst sie immer darum bitten, dass sie beim lieben Gott für dich und deine Anliegen Fürsprache hält.

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