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Familien in Wohnbündnis nicht vertreten

Im neuen „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sind Familien nicht vertreten.
Wohnungsbau in Hamburg
Foto: Daniel Bockwoldt (dpa) | Auch jenseits des sozialen Wohnungsbaus sollen möglichst zahlreiche, dauerhaft bezahlbare Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten entstehen.

Der Deutsche Familienverband (DFV) bemängelt in einer Pressemitteilung, dass Familien im neuen „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ nicht vertreten sind. Unter dem Vorsitz der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz (SPD) haben Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft Anfang der Woche einstimmig eine gemeinsame Erklärung zur Konstituierung des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum unterzeichnet.

Der DFV weist auf die immensen Herausforderungen der Familien bei der Wohnungssuche hin. In Ballungsgebieten fänden sie kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Neue Wohnungen entsprächen immer weniger den Bedürfnissen von Eltern und Kindern, was etwa die Größe sowie den Zuschnitt betreffe.

Heizung und Elektrizität als Luxusware

Sebastian Heimann, Bundesgeschäftsführer des DFV, betont die hohe Bedeutung von bezahlbarem und bedarfsgerechtem Wohnraum für Familien.  „Die Wohnsituation beeinflusst wesentlich, wie sich Kinder entwickeln und ob das Familienleben gelingt. Auch ob Menschen Mut zu Kindern finden, hängt nicht zuletzt vom Wohnen ab. Hinzu kommt seit geraumer Zeit eine erhebliche Schattenmiete in Form von Spitzensteuersätzen auf Energieträger. Heizung und Elektrizität sind für Familien zur Luxusware geworden“.

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Um die berechtigten Interessen von Eltern und Kindern unmittelbar zu berücksichtigen, hätten Familien im neuen Bündnis des Bundesbauministeriums vertreten sein müssen. „Es ist gut und richtig, dass die Baubranche und die Kommunalvertreter am Tisch des Bündnisses sitzen. Doch wenn die Bedürfnisse von Familien ignoriert werden, hat das Bündnis von Anfang an einen erheblichen Geburtsfehler“, so Heimann. „Familien gehören in den Mittelpunkt der Wohn- und Baupolitik des Bundes und nicht an den Zuschauerrand.“

Das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ plant, bis Herbst 2022 konkrete Vorschläge für ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten. Die Empfehlungen sollen bei einem Bündnis-Tag auf Einladung des Bundeskanzlers vorgestellt und verabschiedet werden.

Hauptziel: 400.000 klimafreundliche Wohnungen pro Jahr

Hauptziel ist der Bau von 400.000 neuen klimafreundlichen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte. Auch jenseits des sozialen Wohnungsbaus sollen möglichst zahlreiche, dauerhaft bezahlbare Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten entstehen. Neben Neubau geht es vor allem in Ballungsräumen auch um Umwidmung, Aufstockung und Nachverdichtung im 

Die Dringlichkeit des gemeinsamen Anliegens unterstrich Bundesministerin Geywitz mit folgenden Worten: „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wohnraum in Deutschland ist so knapp und teuer wie nie zu vor. Gemeinsam sind Politik, Wirtschaft und Verbände in der Verantwortung, diese prekäre Lage zu beenden und Wohnen zu einem Stabilitätsfaktor unserer Demokratie zu machen.“ Das Bündnis sei „kein Show-Bündnis“, vielmehr müsse es die nächsten Jahre einen „deutlichen Schub nach vorne auf dem Wohnungsmarkt“ geben.

Zu den 35 ständigen Mitgliedern des neuen Bündnisses für sozialen Wohnraum gehören neben dem Bund und einigen Ländern die kommunalen Spitzenverbände und die Wohnungs- und Bauwirtschaft. Die Zivilgesellschaft wird unter anderem durch den Deutschen Gewerkschaftsbund, das Deutsche Studentenwerk und die beiden christlichen Kirchen vertreten.  DT/chu

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Meldung Klara Geywitz SPD

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