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Sie sind doch alle sterblich

Mit Tina Turner ist eine der größten Sängerinnen der Rockgeschichte gestorben. Sie hinterlässt nicht nur ihre Musik, sondern auch den überzeugend gelebten Wunsch nach Frieden. 
Tina Turner verstarb am 24. Mai 2023
Foto: Ron Wolfson / Rock Negatives / MediaPunch via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Tina Turner verstarb am 24. Mai 2023 nach langer Krankheit in Küssnacht (Kanton Zürich) in der Schweiz)

Wie Halbgötter und Heroen wirken sie - die großen Stars der Rockszene, wenn sie auf der großen Bühne stehen und Stadien und Säle zum Kochen bringen. Ganze Generationen, oft mehrere gemeinsam, jubeln ihnen als Fans zu. Man mag es mögen oder nicht, kaum je zuvor wurde eine Zeit so sehr von ihrer Musik und ihren Musikern geprägt wie die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Tina Turner war eine dieser Größen - und gleichzeitig eine der Größten. Die erste Karriere mit ihrem Ehemann Ike war grandios: Wer heute 60 und älter ist, hat zu „Natbush City Limits“ getanzt. Es endete in einer Schlammschlacht. Später kamen Details an Licht: Drogen und Schläge waren die dunkle Seite der Erfolgsgeschichte von Ike und Tina Turner. 

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Ein unerwartetes Comeback 

„Nicht mehr vermarktbarer Altstar“ war das Label, das Ende der 70er/ Anfang der 80er-Jahre auf Tina Turner klebte. Doch dann kam das Album "Private Dancer“. Es ist viel gesagt und geschrieben worden zu dem sensationellen Comeback der Sängerin:Die Anzahl der Stars, mit denen sie danach im Duett gesungen hat, ist ein Who is Who der Rockgeschichte. Noch im hohen Alter galt sie als attraktive Frau, die bewundernde Blicke viel jüngerer Männer anzog. Doch das alles war lediglich die äußere Tina, die im Jahr 1939 als Anna Mae Bullock geboren wurde.

 

 

Spätes Glück und Frieden

Ihre ersten Erfahrungen als Sängerin machte sie in einem Gospel Chor in Nutbush in Tennessee. Die christliche Prägung empfand sie als einengend und verarbeitete sie später in eben jenem Lied über den Ort ihrer Kindheit. Das zog sich durch ihre Musik: Spuren ihrer Biografie finden sich immer wieder in ihren Songs. "Ich will nicht mehr kämpfen", sang sie 1993 und im Video vermischten sich Bilder ihrer Gegenwart mit Bildern aus der Vergangenheit. Es ging um Versöhnung - in ihrer zweiten Lebenshälfte wird sie Buddhistin.

Nach ihrer Karriere wollte sie sich für Frieden zwischen den Kulturen und Förderung von Spiritualität einsetzen. Versöhnung und Loslassen waren desöfteren Themen ihrer Musik. In ihrer zweiten Lebenshälfte fand sie an der Seite von Erwin Bach noch ein privates Glück. Tina Turner starb am 24. Mai 2023 in der Schweiz. Mag ihre Musik auch unsterblich sein - und Tina Turner hat uns in der Tat zahlreiche Klassiker hinterlassen. Die Botschaft hinter ihrem gegenwärtig auf der ganzen Welt zutiefst betrauerten Tod aber ist eindeutig: Auch unsere Helden der Rock – und Popmusik, wie groß auch immer sie auf Bühne und Leinwand erscheinen: sie sind alle sterblich, genauso sterblich wie wir. Möge Tina Turner nun ihren Frieden finden. 

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost ein Porträt der verstorbenen Rocksängerin Tina Turner.

Themen & Autoren
Peter Winnemöller Frieden und Friedenspolitik

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