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Aufstand für freie Rede an der Universität Oxford 

Zahlreiche Professoren protestieren in einem offenen Brief gegen Cancel Culture.
New College in Oxford
Foto: wcezanne via imago-images.de (www.imago-images.de) | In Oxford, hier im Bild das New College in Oxford, protestieren Professoren gegen Cancel Culture.

In einem offenen Brief haben sich in dieser Woche 44 Professoren der Universität Oxford gegen die zunehmende Einschränkung der Redefreiheit an der renommierten Hochschule eingesetzt. Konkret geht es dabei um einen geplanten Vortrag Kathleen Stock eingeladen wurde. Stock ist Philosophieprofessorin und Autorin. Im Jahr 2021 hatte sie ihren Vertrag mit der Universität von Sussex wegen extremen Mobbings gekündigt. Der britischen Zeitung „The Times“ zu Folge, die ausführlich über den Vorfall berichtet hat, bereiten bis zu 1000 Demonstranten eine Mahnwache gegen die Veranstaltung vor, um den Vortrag von Stock zu verhindern. Stock vertritt die Überzeugung, dass biologische Frauen weiterhin ein Recht auf eigene, nur für biologische Frauen zugängliche Räume haben müssten. Sportliche Wettkämpfe von Frauen gegen Transfrauen könnten aufgrund der unterschiedlichen biologischen Gegebenheiten keine gerechneten Ergebnisse haben, so die Wissenschaftlerin. Die Demonstranten halten das für "transphob". 

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Gegen Cancel Culture

Der Brief der Professoren gegen die Cancel Culture stellt einen Wendepunkt dar. Die Organisatoren geben an, dass es noch mehr Unterzeichnungswillige gegeben habe, die aber angesichts ihrer zeitlich befristeten Verträge aus Angst vor deren Nichtverlängerung auf eine Unterschrift verzichtet hätten. Zu den Unterzeichnern gehört die in einem muslimischen Land aufgewachsene katholische Französischprofessorin Marie Daouda. Sie unterstützt Stocks Recht auf Rede auch deshalb, weil sie aus eigener Erfahrung weiß, dass sie aufgrund ihrer eigenen Standpunkte ebenfalls damit rechnen muss, angegriffen und zum Schweigen gebracht zu werden. “An einem Ort wie Oxford, wo Diskussionen so zentral für die Lehre sind, ist es besonders schädlich, wenn wir nicht über Ideen sprechen können, die einige Menschen kontrovers finden“, sagte die Wissenschaftlerin der Times. Das Traurige sei, dass es als Hassrede angesehen werde, wenn sie sagte, dass Frauen keine Penisse haben. 

Frauen hatten jahrzehntelang für Schutzräume, die auch Stock fordert, gekämpft. Nun versuchten biologische Männer, in sie einzudringen. Sie habe keine Angst, dafür einzutreten. Es gebe schlimmeres zu befürchten, so Daouda. Stock selbst sagte in einer Stellungnahme gegenüber der Times, sie sei sehr erfreut, zu sehen, dass ungeachtet erheblicher Schwierigkeiten die Tradition freien Forschens in Oxford immer noch wachse und gedeihe. DT/bst

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