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Satt werden in der Kirche

Sozialprojekt in der City. In der Aachener Innenstadtkirche St. Peter werden Suchtkranke und Wohnungslose versorgt und betreut. Caritas und Liturgie gehen Hand in Hand.
St. Peter in Aachen
Foto: Euku (CC BY-SA 3.0) Wikimedia | Warme Mahlzeiten und Betreuung für Wohnungslose gibt es in St. Peter in Aachen.

Es ist ein Projekt, das bundesweit kaum seinesgleichen haben dürfte: Seit fast einem Jahr steht die Kirche St. Peter mitten in der Aachener Innenstadt Suchtkranken und Wohnungslosen offen. Der Caritasverband der Regionen Aachen-Stadt und -Land, die Pfarrei St. Franziska sowie Stadt und Städteregion Aachen sorgen in einer Gemeinschaftsaktion dafür, dass den beiden Gruppen im großen Kirchenschiff warme Mahlzeiten und Betreuung angeboten werden können. Was das niedrigschwellige Angebot aber erst recht so besonders macht, ist die Tatsache, dass die örtliche Kirchengemeinde voll hinter dem Projekt steht und in St. Peter trotz der Sondernutzung durch die Caritas weiter regelmäßig Sonntagsgottesdienste feiert.

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Netzwerk für Hilfe

„Es geht hier nicht nur um Basisversorgung, sondern auch um Ansprache, Kontakte und soziale Aspekte“, hebt Mark Krznaric, Einrichtungsleitung des Café Plattform, einer Notschlafstelle für Wohnungslose, und des Troddwar, eines Netzwerks für Suchtkranke, hervor. Wie Krznaric erläutert, häuften sich mit Beginn der Corona-Pandemie die Probleme, da die Frühstücks- und Mittagsangebote für bedürftige Menschen wegen der Hygiene- und Abstandsauflagen nicht mehr aufrechterhalten werden konnten. Die meisten Speisen konnten nur noch zur Mitnahme angeboten werden, und die Räumlichkeiten der Einrichtungen Café Plattform und Troddwar erwiesen sich schon bald als zu klein für die Essensausgabe zu Pandemie-Bedingungen sowie erst recht als Aufenthaltsmöglichkeit in der kalten Jahreszeit.

Danach setzte eine lange Suche nach einer passenden Örtlichkeit ein, die schließlich zum Erfolg führte. „Ende 2020 bot uns die Pfarrei St. Franziska von Aachen die Kirche St. Peter zur vorübergehenden Nutzung an“, berichtet Krznaric. „Da der große Kirchenraum hell, einladend und freundlich wirkt, entschlossen wir uns, ihn als Café-Raum für unsere Schutzbefohlenen zu gestalten.“

Hilfe von Unternehmen 

Bei der Gestaltung genossen die beiden Caritas-Einrichtungen viele Freiheiten und bekamen dabei zugleich starke Unterstützung durch das Aachener Unternehmen Walbert-Schmitz, das auf den Kirchenbänken Tische und Bänke anbrachte, die, wenn notwendig, wieder zurückgebaut werden können, und zugleich als Sponsor auftrat.

Nach nur drei Wochen Umbauarbeiten und mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Städteregion Aachen stand das Gotteshaus ab Ende Januar 2020 den Wohnungslosen und Suchtkranken offen. „Es ist ein besonderer Ort mit einer ungewöhnlichen Atmosphäre geworden“, bilanziert Krznaric. „Alles passt hier gut zusammen. Die Besucher sollen sich hier wohl und geborgen fühlen, aber wir wollen auch Veränderungsprozesse bei ihnen anregen.“ DT/mee

Gerd Felder über die Aachener City-Kirche St. Peter. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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