Vicenza – das bedeutet auf Lateinisch „die Siegende“. Vicenza Maria Poloni ist eine der sieben Kandidaten, die Papst Leo XIV. am 19. Oktober zu den Ehren der Altäre erhebt. Getauft wurde sie auf den Namen „Luigia Francesca Maria“, nur wenige Stunden nach ihrer Geburt, am 26. Januar 1802. Sie ist das jüngste und zwölfte Kind von Gaetano Poloni und seiner Frau Margherita, die in Verona lebten. Neun der Kinder starben sehr früh. Luigia lernte von ihren Eltern zu glauben, zu beten und fleißig zu sein. Sie war lebhaft, half ihrer Mutter im Haushalt, kümmerte sich um ihre vielen Neffen und Nichten, unterstützte ihre oft kranke Schwägerin, ihren Vater in seinem Geschäft und ihren Bruder auf seinem Hof.
Luigia fühlte sich immer mehr dazu berufen, für arme und kranke Menschen zu sorgen. Zusammen mit drei anderen Frauen zog sie 1840 in das Armenhaus von Verona ein – trotz des Widerstands ihrer Familie, die sie für unverzichtbar hielt. Die Frauen lebten wie in einer religiösen Gemeinschaft; der Tag war geprägt vom Gebet und von Werken der Nächstenliebe. Immer mehr Frauen schlossen sich ihnen an. Luigias Beichtvater, der deutsche Priester und mittlerweile selige Carlo Steeb, gründete mit ihr zusammen aus der Gemeinschaft einen Schwesternorden. Er arbeitete die Regeln dazu aus, wobei er sich vom heiligen Vinzenz von Paul inspirieren ließ, den Luigia sehr verehrte. Nachdem sie zivile und kirchliche Genehmigungen eingeholt hatten, konnte Papst Pius IX. das Institut acht Jahre später bestätigen: Die „Sorelle della misericordia di Verona“, „Schwestern der Barmherzigkeit von Verona“.
Sie brannte für ihren Dienst
Mutter Vincenza Maria, so Luigias Name als Ordensoberin, brannte für ihre Mission – für alte Menschen, Kranke und Waisenkinder. Ihr Charakter, ihre Erfahrungen im Familienleben und ihre Treue zum Heiligen Geist verliehen ihr dafür die Weisheit. Sie vertraute der göttlichen Vorsehung, betete viel, liebte die Eucharistie und verehrte die Schmerzensreichen Muttergottes und die Heiligsten Herzen Jesu und Mariens. Ihren „Töchtern“, wie sie die anderen Schwestern nannte, empfahl sie, aufrichtig zu handeln, zärtlich zu den Kranken und geduldig zu sein, Fehler demütig einzugestehen und Nächstenliebe zu üben, vor allem gegenüber den Armen. „Die Armen sind unsere Herren: Lasst uns sie lieben und ihnen dienen, wie wir Jesus Christus selbst dienen würden“, pflegte sie zu sagen.
Ihr Ruf verbreitete sich. Frauen aus anderen Städten und Ländern wollten den Schwestern bald beitreten, sodass sie weitere Häuser öffneten. Als Mutter Vincenza mit 53 Jahren an Krebs starb, gehörten dem 15 Jahre alten Orden bereits 48 Schwestern an. Heute leben weltweit 570 Schwestern der Barmherzigkeit von Verona in 63 Niederlassungen in Argentinien, Brasilien, Chile, Deutschland, Italien, Portugal, Tansania, Angola und Burundi.
Im Auftrag von Papst Benedikt XVI. sprach Angelo Kardinal Amato Mutter Vincenza 2008 im Sportpalast in Verona selig. Ihr Gedenktag ist ihr Todestag, der 11. November. DT/elih
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