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Eine glückliche Lehrerin und Schwester: die selige Maria Antonina Kratochwil

Die schlesische Schwester protestierte im Zweiten Weltkrieg gegen Gräueltaten an jüdischen Frauen. Die Gestapo verprügelte sie dafür, sodass sie starb.
Die selige Maria Antonina Kratochwil SSND
Foto: IN | Die selige Maria Antonina Kratochwil trat 1901 bei den Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau ein, wo sie als Lehrerin ausgebildet wurde und 1906 die Ordensprofess ablegte.

Die „Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau“ wurden von der seligen Maria Theresia Gerhardinger gegründet und 1833 von Papst Pius IX. offiziell anerkannt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Bereich von Bildung und Erziehung; derzeit sind sie in 28 Ländern Europas, Afrikas, Amerikas und Asiens tätig. Die Schwestern und die Mitglieder der ihnen angeschlossenen Laiengemeinschaft gehören zum internationalen Netzwerk „Shalom“, das sich auf globaler Ebene für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzt.

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Es unterstützt Maßnahmen gegen den Klimawandel und seine Auswirkungen sowie den Kampf gegen Menschenhandel und die Verteidigung der Menschenrechte. Schutzpatronin des Netzwerks „Shalom“ ist die selige Maria Antonina Kratochwil, deren Gedenktag am 2. Oktober gefeiert wird, zusammen mit den anderen Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs umgebracht wurden. „Diese Ordensfrauen haben für ihren Glauben gelebt und sind deshalb gestorben. Einige sind verschwunden, einige wurden vergewaltigt, andere wurden geschlagen und erschossen“, heißt es auf der Website der Kongregation. „Mit der seligen Antonina hören wir die Schreie der ganzen Schöpfung, und wir antworten in Solidarität.“

Sie liebte ihre Berufung

Maria Antonina Kratochwil wurde am 21. August 1881 im schlesischen Witkowice bei Ostrava geboren, wohin ihre Eltern zwei Jahre zuvor gezogen waren, da ihr Vater dort Arbeit in einer Gießerei gefunden hatte. Als sie vier Jahre alt war, zog die Familie zurück ins heimatliche Wegierska Górka und ließ sich im nahegelegenen Bielsko nieder, damals ein wichtiges Zentrum der schlesischen Wollindustrie, das zahlreiche Arbeiter aus den umliegenden polnischen Dörfern anzog.

1901 trat die junge Frau bei den Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau ein, wo sie als Lehrerin ausgebildet wurde und 1906 die Ordensprofess ablegte. Anschließend wurde sie nach Karviná im oberschlesischen Steinkohlerevier gesandt, um an einer polnischen Grundschule zu unterrichten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde sie nach Lemberg versetzt - das heutige Lwiw in der Westukraine -, das damals zu Polen gehörte. Hier unterrichtete Schwester Maria Antonina bis 1925 an einer Schule und leitete dann sieben Jahre lang ein katholisches Internat in Tlumacz, wo sie gleichzeitig Hausoberin und für die Ausbildung junger Ordenskandidatinnen zuständig war. Dieselbe Aufgabe übernahm sie anschließend bis 1939 in Lemberg, wo sie ebenfalls eine katholische Schule leitete. Schwester Maria Antonina liebte ihre Berufung und strahlte inneren Frieden und Güte aus. Ihre Freundlichkeit und Gelassenheit, vereint mit ihrem tiefen Glauben, hinterließen großen Eindruck bei den Menschen in ihrem Umfeld.

Von der Gestapo inhaftiert

Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Jahr 1939 wurden die polnischen Schulen in Lemberg geschlossen und die Schwestern vertrieben. Schwester Maria Antonina siedelte mit ihrer Kommunität nach Mykulytschyn um. Am 9. Juli 1942, nachdem die deutsche Offensive gegen die Sowjetunion begonnen hatte, wurde sie zusammen mit sechs Mitschwestern von der Gestapo gefangengenommen und in Stanislau inhaftiert. Unter unmenschlichen Bedingungen mussten sich die Schwestern zusammen mit Dutzenden weiterer polnischer Frauen eine Zelle teilen. Als Schwester Maria Antonina gegen die an jüdischen Frauen verübten Gräueltaten der Gestapo unter dem als „König von Stanislau“ berüchtigten SS-Hauptsturmführer Hans Krüger protestierte, wurde sie zur Bestrafung aus der Zelle geführt und brutal zusammengeschlagen. Blutüberströmt kehrte sie in die Zelle zurück; danach hatte sie so starke Schmerzen, dass sie nicht mehr auf dem Rücken liegen konnte.

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Ende September 1942, nach wochenlangen Verhören, wurden die Schwestern freigelassen. Maria Antonina kam in ein Krankenhaus, erholte sich aber nicht mehr von der brutalen Misshandlung und infizierte sich zusätzlich mit Typhus. Sie starb fünf Tage nach der Entlassung aus der Gefangenschaft, am 2. Oktober 1942, und wurde auf dem Friedhof von Stanislau beigesetzt. Am 13. Juni 1999 wurde Schwester Maria Antonina Kratochwil zusammen mit 107 weiteren Märtyrern des Zweiten Weltkriegs in Warschau seliggesprochen.

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Themen & Autoren
Claudia Kock Katholische Schulen Pius IX. Päpste Schwestern

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