Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Moskau

Russisch-orthodoxe Kirche betont Schutz menschlichen Lebens

In einem Positionspapier bezieht die russisch-orthodoxe Kirche klar zum Lebensschutz Stellung. Von einem „Recht auf Abtreibung“ zu sprechen käme der Diskussion über ein „Recht auf Mord“ gleich.
Russisch-orthodoxe Kirche: Positionspapier zum Lebensschutz
Foto: Sina Schuldt (dpa) | Von einem „Recht auf Abtreibung“ zu sprechen käme der Diskussion über ein „Recht auf Mord“ gleich, meint die russisch-orthodoxe Kirche in einem Positionspapier.

In der russisch-orthodoxe Kirche hat eine breit angelegte gesellschaftspolitische Diskussion über den Lebensschutz begonnen. Dazu hat das Moskauer Patriarchat den Entwurf eines Dokuments über die „Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens vom Moment der Empfängnis an“ auf seiner Website veröffentlicht.

Text erarbeitet von "Interkonziliarer Präsenz"

Der Text wurde von der „Interkonziliaren Präsenz“ erarbeitet, einem hochrangigen Beratungsorgan des Patriarchats, das die oberste kirchliche Autorität bei der Vorbereitung von Entscheidungen über wichtige Fragen des inneren Lebens und der äußeren Aktivitäten der Kirche unterstützt. Seine Zusammensetzung wechselt alle vier Jahre. Die Dokumente der Präsenz werden als Entwürfe veröffentlicht und den Diözesen zur Stellungnahme zugesandt. Aber nicht nur kirchliche Stellen, sondern alle Bürger können und sollen antworten - so auch bis zum 30. September zum jetzigen Entwurf.

Eine der Schlussfolgerungen des Textes lautet: „Das ungeborene Kind ist ein Mensch nach dem Bilde Gottes und hat das Recht auf Leben. Es ist inakzeptabel, eine Person nur auf der Grundlage von Merkmalen wie Selbstbewusstsein, Autonomie und Rationalität sowie Beziehungen zu anderen Menschen zu definieren.“ Zudem behandelt der Text die „menschliche Würde des Embryos“ und betont dessen Recht auf menschliche Identität, auf Leben und auf Entwicklung und fordert eine entsprechende gesellschaftliche und staatliche Absicherung in der Gesetzgebung.

"Abtreibung ist immer die willkürliche
Aberkennung des Lebens eines Menschen
und kann nicht als ,Familienplanung' anerkannt werden"
Positionspapier der russisch-orthodoxen Kirche

Was Abtreibungen angeht, kommt der Text mit Blick auf die Tradition der Kirche zu dem Schluss: „Die heilige Tradition der Kirche setzt Abtreibung ausdrücklich mit Mord gleich, sei sie operativ oder chemisch, zu einem frühen oder einem späten Zeitpunkt.“ Von besonderer Aktualität sind die Ausführungen über „Abtreibung als soziales und ethisches Problem der modernen Gesellschaft“. Die Position der Russischen Orthodoxen Kirche: „Abtreibung ist immer die willkürliche Aberkennung des Lebens eines Menschen, das heißt ein Mord, und deshalb ist es unmöglich, von einem 'Recht auf Abtreibung' das hieße dem 'Recht auf Mord', zu sprechen. Abtreibung kann nicht als Mittel der 'Familienplanung' anerkannt werden.“

Lesen Sie auch:

Besondere Seelsorge und Nachsicht sei jedoch erforderlich, wenn das Leben der Mutter unter verschiedenen schwierigen Umständen zu retten ist, die zum unvermeidlichen Tod des Fötus führen. „Gleichzeitig betont der Text „dass eine schwangere Frau, die sich freiwillig bereit erklärt hat, auf eine Abtreibung auf Kosten ihres eigenen Lebens zu verzichten, um ein Kind zu retten, wie ein christlicher Märtyrer ist, ein Beispiel für Heiligkeit“.

Auch die Verantwortung des Ehegatten wird betont

Auch die Verantwortung des Ehegatten für eine Abtreibung wird herausgestellt: „Wenn ein Mann seine Frau zwingt, eine Abtreibung vorzunehmen, kann dies auch ein Grund für die Annullierung der Ehe sein“. Umgekehrt gilt das gleiche: „Wird eine Abtreibung von einer Frau ohne Zustimmung ihres Mannes durchgeführt, kann dies ein Annullierungsgrund sein.“ Ärzte, Krankenschwestern und alle medizinischen Mitarbeiter dürfen laut dem Text nicht zur Mitwirkung bei Abtreibungen gezwungen werden: „Die Kirche ruft den Staat auf, das Recht der Mediziner zu garantieren, sich aus Gründen des christlichen Gewissens zu weigern, eine Abtreibung vorzunehmen. Die Kirche betont, dass diese auch eine Sünde für die Seele des abtreibenden Arztes ist.“

DT/KNA/mlu

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

Themen & Autoren
Maximilian Lutz Diözesen Lebensschutz Russisch-Orthodoxe Kirche Schwangerschaftsabbruch Seelsorge

Weitere Artikel

Kirche

Die Heilsquelle der Christen betrachten: Das Kreuz steht im Mittelpunkt authentischer Kirchenreformen.
28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig