Die Bundeskunsthalle Bonn widmet der französischen Feministin Simone de Beauvoir (1908-1986) und ihrem Hauptwerk „Das andere Geschlecht“ eine Ausstellung. „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“, war de Beauvoirs zentraler Satz. Ihr Lebensgefährte Jean-Paul Sartre hatte zuvor schon geschrieben, dass der Mensch nur dass ist, wozu er sich erwählt und dass es somit kein ursprüngliches Wesen des Menschen gibt.
„Ich habe abgetrieben“
Das Buch „Das andere Geschlecht“, das 1949 erschien, hatte großen Einfluss auf die Frauenbewegungen. Denn es sprach bis dahin tabuisierten Themen wie Sexualität, lesbische Liebe oder Abtreibung offen an. Zu den Folgen des Buchs gehörte auch, dass de Beauvoir 1971 den Text des „Manifests der 343“ in der Zeitschrift „Le Nouvel Observateur“ verfasste, mit dem sich 343 Frauen bekannten, abgetrieben zu haben. Wenige Monate später erschien dann im „Stern“ der Artikel „Ich habe abgetrieben“, wozu sich 374 Frauen bekannt haben.
Die Ausstellung benennt diese Ereignisse, kommentiert sie aber nicht kritisch: „Ein Beispiel für die Probleme von Frauen ist die Abtreibung. Das ist immer noch ein Problem für viele Frauen.“
Frauen sind nicht für Männer geschaffen
Die Ausstellung zeigt Fotos aus den damaligen Treffpunkten der Existenzialisten wie aus dem Café de Flore, dem Les Deux Magots oder der Bar Napoléon. Auch zwei kleine Büsten von Simone de Beauvoir sind ausgestellt, die der befreundete Alberto Giacometti angefertigt hat. Der Film „Simone de Beauvoir live. Ein Filmporträt von Alice Schwarzer“ (1973) rundet die Schau ab. Hier thematisieren auch Sartre und de Beauvoir ihre Jahrzehnte lange Beziehung; er hatte ihr einmal die Heirat angeboten, doch sie lehnte ab, weil Frauen nicht für Männer geschaffen seien. Die Ausstellung ist bis zum 16. Oktober geöffnet.
Lesen Sie den ausführlichen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.