Der US-amerikanische Journalist und Bestseller-Autor Rod Dreher hat sich als Unterstützer des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump und von dessen designiertem Vizepräsidenten J. D. Vance bekannt – und wirbt für deren „neuen, populistischen Konservatismus“.
Vance stehe „für die Zukunft des amerikanischen Konservatismus und der republikanischen Partei“, so Dreher in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Zeitung „Welt“. Der 39-Jährige sei jung, dynamisch, brillant und kämpferisch. „Trump hätte sich auch jemanden aussuchen können, der sicherer ist, aber ich denke, dass er die Orientierung der Rechten in Amerika für die kommenden Jahrzehnte vorgeben wollte“, meint Dreher, der derzeit in Ungarn lebt und seinen größten Erfolg mit dem Buch „The Benedict Option“ feierte. „Vance symbolisiert die Neuausrichtung der amerikanischen Politik.“
Weniger internationalistisch, wirtschaftlich zentristischer, sozial konservativ
Der „neue Konservatismus“, den sich Dreher von Trump und Vance erhofft, werde „populistisch sein, weniger internationalistisch, wirtschaftlich zentristischer, sozial konservativ und sehr viel skeptischer in Bezug auf die amerikanischen Institutionen – die ja von den Woken für sich beansprucht wurden“. Zudem werde der neue Konservatismus großen Unternehmen nicht mehr so wohlwollend gegenüberstehen, „was ja auch die traditionelle Haltung der Republikaner ist“, meint Dreher.
Auf Nachfrage, für welchen Teil der Rechten Vance stehe, präzisiert der Publizist: „Die populistische Rechte, würde ich sagen. Nationalistisch, nicht internationalistisch. Zutiefst skeptisch gegenüber den elitären Institutionen und ihrer Art und Weise, mit der sie die Spielregeln manipulieren, um anderen Eliten Vorteile zu verschaffen.“ Da Vance Absolvent der Elite-Universität Yale sei und auch im Silicon Valley gearbeitet habe, kenne er sowohl die Höhen als auch die Tiefen des amerikanischen Erfolgs.
Nach Ansicht Drehers spreche es zudem für den derzeitigen Senator aus Ohio, „dass der Gegenschlag gegen den Wokismus in einer zweiten Trump-Amtszeit, mit einem energischen und zielgerichteten Vance an seiner Seite, endlich sehr viel mehr Kraft gewinnen wird“. Er sei „hundertprozentig davon überzeugt“, dass J.D. Vance „vollkommen anti-woke ist – und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis“. Der 39-Jährige, der erstmals 2016, damals noch als Trump-Kritiker, mit seinem Bucherfolg „Hillbilly Elegy“ ins öffentliche Rampenlicht trat, habe nicht „diese Angst der normalen republikanischen Politiker, die sich nicht gegen den Wokismus stellen, weil sie nicht als ,Rassisten‘ oder ,Homophobe‘ bezeichnet werden wollen“, so Dreher. Das sei einer der Gründe, warum die Amerikaner 2016 für Trump gestimmt hätten, obwohl Trump selbst eigentlich keine sehr starke Anti-Woke-Politik verfolgt habe.
Präsidentschaftswahlkampf für Dreher bereits entschieden
Den Präsidentschaftswahlkampf betrachtet der 57-Jährige nach dem Attentat auf Donald Trump bereits als entschieden. Dreher wörtlich: „Die Demokraten könnten George Washington von den Toten auferstehen lassen, und nicht einmal er könnte Trump besiegen.“ Zwar sei er „kein solcher Trump-Anhänger wie J.D.“, betont Dreher, allerdings sei Vance‘ Weg zur Unterstützung Trumps „dem meinen sehr ähnlich. Ich habe bei der Präsidentschaftswahl von 2016 keine Stimme abgegeben, weil ich weder Trump noch Hillary Clinton unterstützen wollte“. Dann habe er „fassungslos erkannt“, wie sich das gesamte amerikanische Establishment und die Medien erhoben hätten, „um die Präsidentschaft Trumps zu ruinieren“.
Vances Bekehrung zum Trumpismus „als einzig ernstzunehmendem Widerstand gegen die Linke“ sei „wahrhaftig und wird von vielen von uns geteilt, die wir zwar Trumps Temperament bedauern, ebenso wie sein mangelndes Konzentrationsvermögen, die wir aber genau wissen, dass wir niemand anderen haben“.
Trump stelle „all seiner Schwächen zum Trotz die einzig wahre Hoffnung“ dar, „die uns im Kampf gegen das korrupte System bleibt“. Die Eliten in den amerikanischen Behörden, die „Trump hassen“, würden auch Menschen wie ihn hassen so Dreher. „Einen ganz gewöhnlichen, konservativen Christen, der keine offenen Grenzen will, der auch keine Rassendiskriminierung gegen Weiße will und auch nicht, dass man seinen Kindern die Gender-Ideologie beibringt.“
Dreher kritisiert neo-konservative Republikaner
Mit der ehemaligen republikanischen Führungsriege geht Dreher deutlich ins Gericht: Vor Trump habe die republikanische Partei völlig darin versagt, „uns vor alldem zu schützen“. Die Neo-Konservativen und „ihre liberalen Verbündeten in der Politik und den Medien“, beklagt Dreher, würden nach wie vor die Berichterstattung kontrollieren „und sind dabei vom Vertrauen der Bevölkerung abhängig, auch wenn sie das Land damit weiter in Richtung Katastrophe führen“. Donald Trump sei dagegen der erste Präsidentschaftskandidat der Republikaner gewesen, der den Krieg im Irak infrage gestellt und damit ein Tabu der Rechten gebrochen habe. „Dennoch wurde auch die Außenpolitik seiner Regierung vor allem von Neo-Konservativen geführt. Ich hoffe, dass damit nun Schluss ist.“
Dreher und Vance kennen sich auch persönlich, seien nach 2016 sogar Freunde geworden. Zunächst habe Dreher versucht, ihn für die Orthodoxie zu gewinnen, die auch seine eigene Konfession sei. Vance habe sich jedoch vom Katholizismus angezogen gefühlt. „Also habe ich ihn mit einigen wirklich guten Dominikanern bekanntgemacht, die ihn dann katechisierten.“ Und Dreher fügt hinzu: „Männer wie J.D. Vance, der wahrscheinlich nächste Vizepräsident der Vereinigten Staaten wird, sind die Söhne von Johannes Paul II. und Benedikt XVI."
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