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Hartl kontert: „Jesus führt in die Freiheit, nicht aus ihr heraus“

Gegen die Freiheit? Im Gegenteil! Der Gründer des Gebetshaus Augsburg bezieht Stellung zu einer BR-Doku. Auch die Loretto-Gemeinschaft äußert sich.
Johannes Hartl
Foto: Imago/reportandum | Das Gebetshaus vermittelt „toxische Formen der Spiritualität“, heißt es in einer ARD-Dokumentation Hierbei handelt es sich um „eine Verleumdung, für die keine überzeugenden Belege geliefert werden“, sagt Johannes Hartl.

„Die hippen Missionare – mit Jesus gegen die Freiheit?“, so lautet der Titel des jüngst erschienenen Dokumentarfilms des Bayerischen Rundfunks (BR). Im Fokus steht neben der Loretto-Gemeinschaft und der US-Hochschulinitiative „Fellowship of Catholic University Students“ (FOCUS) auch das Gebetshaus Augsburg. Keine der Organisationen kam in der Produktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) gut weg. 

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Doch was sagt Johannes Hartl selbst zu den in der Dokumentation erhobenen Vorwürfen? Im Allgemeinen sieht er sich und sein Gebetshaus nicht sachlich und fair dargestellt: „Die Darstellung folgte einem bereits vorher feststehenden eindeutigen Framing“, betont der promovierte Philosoph gegenüber dieser Zeitung. 

Laut Hartl suggeriere bereits der Titel des Films „Mit Jesus gegen die Freiheit?“ Abwegiges. Seine oder die vom Gebetshaus vermittelten Inhalte hätten nichts mit „Gruppenzwang oder Anpassung zu tun, sondern durchwegs mit Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung“. Denn „Jesus führt in die Freiheit, nicht aus ihr heraus“, so der Theologe. 

Gegen Ende des Films äußert eine Protagonistin, die einst beim Gebetshaus ein Volontariat absolviert hat, die Einschätzung, dass sich bei den gezeigten Gemeinschaften „toxische Formen der Spiritualität“ finden würden, bei denen der Zusammenhang von Glauben und Verstand in den Hintergrund trete.

„Eine Verleumdung“

Die Anschuldigung, das Gebetshaus würde eine „toxische Spiritualität“ vermitteln, weist Hartl scharf zurück. Die Dokumentation bleibe - trotz zweijähriger Recherche - den Nachweis derartiger Elemente schuldig. Der Gebetshaus-Gründer sieht in dem Vorwurf sogar „eine Verleumdung, für die keine überzeugenden Belege geliefert werden“.  

Auch die Behauptung, dass Vernunft und Glauben bei ihm eine zu geringe Rolle spielen würden, hält er für unbegründet: „Wer meine Bücher und Vorträge kennt, wird wohl eher erstaunt auf den Vorwurf reagieren.“ In Wahrheit stehe er „persönlich für eine Art von Glauben, bei dem sowohl rationale Hinterfragung als auch die Erfahrungsdimension ihren Platz haben“.

Unzufrieden ist Hartl ebenfalls damit, wie seine veröffentlichten Aussagen in der Dokumentation verwendet wurden. Zwar sei er häufig zitiert worden, allerdings blieben seine zahlreich verwendeten Aussagen ohne Kontext und Erklärung stehen. 

Als besonders extremes Beispiel nennt der Gebetshaus-Gründer einen Auszug aus seinem Vortrag „Die Kunst eine Frau zu lieben“, aus dem der Satz, Frauen hätten Gaben, die ein Mann nicht hat, herausgeschnitten wurde. Eine in dem Beitrag  vom ÖRR herangezogene evangelische Theologin kommentiert daraufhin, dass es sich bei diesen Gaben um das Kinderkriegen handele. Dabei hat Hartl nach eigenen Angaben die Aussage in dem Redebeitrag nie getätigt. 

Nicht nur das Gebetshaus

Genau wie das Gebetshaus sieht sich ebenfalls die Loretto-Gemeinschaft in der Dokumentation unfair dargestellt. „Offen gestanden, haben wir das aber auch nicht wirklich erwartet“, betont die nach einem Ort in Italien benannte geistliche Bewegung gegenüber der „Tagespost“. Auch hätten diese es begrüßt, wenn bezüglich getätigter Aussagen „in manchen Punkten mehr Kontext gegeben worden wäre.“ 

Ihre Spiritualität bezeichnet die Gemeinschaft auf ihrer Webseite selbst als „katholisch, marianisch, charismatisch und ökumenisch“. „Was an diesen sehr weit verbreiteten Spiritualitätsformen ‚toxisch‘ sein soll, entzieht sich uns“, erklärt Loretto. 

Zu ihrem Verhältnis von Glaube und Vernunft verweist die Bewegung auf einen Beitrag von Loretto-Leiter Maximilian Oettingen. Dieser habe kürzlich einen Artikel zu genau diesem Thema geschrieben. „Es geht darin gerade um die Schnittstelle von Philosophie und Theologie“, betont die Gemeinschaft.

In Richtung Sekte?

Auch beschreibt in der ÖRR-Dokumentation ein anonym interviewter Firmbegleiter - der in einem in Passau befindlichen und durch das Bistum unterstützten Zentrum von Loretto zur Betreuung junger Firmlinge zu Gast war - die Bewegung als „eingeschworene Gemeinschaft, schon in Richtung Sekte“. 

Zu diesem Vorwurf betont Loretto, dass pro Jahr rund 20.000 Menschen ihre Veranstaltungen besuchen würden. Zudem zähle ihre Gemeinschaft lediglich weniger als 900 Mitglieder, wobei ein Austritt „ohne Angaben von Gründen“ möglich sei. Aus diesem Grund könne Loretto den Vorwurf nicht nachvollziehen.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung bezeichnet Loretto die ebenfalls in dem Beitrag zitierte Behauptung, die genannten Firmlinge seien zu einem Beitritt zu der Gemeinschaft ermutigt worden, als „unzutreffend“. Eine Mitgliedschaft sei laut den Statuten der Bewegung ohnehin erst ab einem Alter von 18 Jahren möglich. 

Unzutreffende Darstellung

Unzutreffend sei auch die Darstellung, dass sich die Kurse von Loretto gezielt an junge Menschen aufgrund ihrer „Prägbarkeit“ richten würden. In Wahrheit würden sich die Kursangebote der Gemeinschaft an Menschen unterschiedlicher Altersgruppen richten.

Auch die österreichische Stadt Salzburg, in der Loretto mehrere Zentren unterhält, ist Schauplatz des ÖRR-Beitrags. Die Erzdiözese Salzburg hat sich gegenüber dieser Zeitung ebenfalls zu Loretto geäußert. Sie beschreibt die geistliche Bewegung als eine von vielen „verschiedenen Gemeinschaften, die auf je ihre Weise dem Glauben nachgehen und ihm Ort, Sinn und Form im Leben geben wollen“.

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Für alle solcher in der Erzdiözese wirkenden Gemeinschaften bleibe „die Orientierung hin auf Christus und die kontinuierliche Lehre der Kirche verbindend und verbindlich“. Zudem sei der Erzdiözese die Prävention von Missbrauch ein großes Anliegen, welches ebenfalls von Loretto geteilt werde.   

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