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Katholisch für Einsteiger

Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp kommuniziert die Kernbotschaften des katholischen Glaubens kompakt.
Dominikus Schwaderlapp, Könner an Kanzel und Computertastatur
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Könner an Kanzel und Computertastatur: Dominikus Schwaderlapp, Autor von "Meine Big 5 des Glaubens".

Den eigenen Glauben zu bezeugen ist gar nicht so leicht. Ganz abgesehen davon, dass Religion generell weithin als Privatsache gesehen wird und das Sprechen darüber unüblich bis tabu ist, tun sich Katholiken damit vielleicht besonders schwer – geprägt von volkskirchlichen Strukturen, in denen Mission keine Notwendigkeit war, und ausgestattet mit einem dafür zuständigen Lehramt, das nach Jahrhunderten der Theologie auf alle Glaubensfragen präzise, aber nicht immer auf Anhieb verständliche Antworten parat hat. „Sie müssen mal einen Elevator-Pitch machen“, riet eine Unternehmensberaterin dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp – so steht es im Vorwort seines neuen Buches. Und das soll nun genau dieses Versprechen einlösen: die wichtigsten Inhalte des katholischen Glaubens kurz und verständlich zusammenzufassen. Zielgruppe: Glaubens-(Wieder-)Einsteiger, aber auch solche, die ihren Glauben bezeugen und weitergeben wollen.

Nimmt man den Anspruch wörtlich – und Schwaderlapps Unternehmensberaterin selbst übersetzt den Fachterminus mit „der Text muss so kurz sein, dass man ihn während einer Aufzugfahrt lesen kann“ – dann ist dem Werk mit dem Titel „Meine Big 5 des Glaubens. Oder wieso der christlich-katholische Glaube für mich die beste Botschaft für die Welt ist“ eine gewisse Überlänge zu attestieren. Für den Fall, dass der Leser einmal über Nacht in einem steckengebliebenen Aufzug eingesperrt wäre, lassen sich die gut 200 gut verdaulichen Seiten aber problemlos in einigen Stunden bewältigen. Der neudeutsche Titel bürgt für einen zeitgemäßen, unkomplizierten Stil. Auch für jüngere Jugendliche dürften sich keine Verständnisprobleme auftun. Sogar Begriffe wie „Altes Testament“ und „Neues Testament“ werden erklärt.

Freundschaft mit Christus

Die „Big 5“, fünf „Kernbotschaften“ des Glaubens, stellt der Autor in fünf Kapiteln mit jeweils zahlreichen kurzgefassten Unterkapiteln vor. Wie die Bibel selbst beginnt Schwaderlapp mit der Schöpfung. Warum sind wir Menschen überhaupt hier? Wie ist der Mensch? Wer ist Gott? Freiheit, Liebe und Erbsünde werden rasch abgehandelt. Wenige Seiten später ist der Leser schon bei Heilsgeschichte, Kreuz und Auferstehung Jesu angekommen. Dabei berichtet der Weihbischof aus Alltagsgesprächen, die in ähnlicher Form sicher jeder einmal erleben wird: „Glauben Sie eigentlich an den Urknall oder an die Schöpfungsgeschichte der Bibel?“ wird der Autor gefragt. Die Antwort: „Die Urknall-Theorie gibt Antwort auf die Frage: Wie ist die Welt entstanden? Der Glaube gibt Antwort auf die Frage: Warum gibt es die Welt?“ Auch Argumente für die historische Wahrheit der Auferstehung werden aufgezählt. In der relativen Kürze ist keine erschöpfende Apologetik möglich. Geläufige Anfragen an den Glauben werden so aber immer wieder beantwortet.

Durchaus lebenspraktisch für bereits Gläubige wird es im zentralen zweiten Kapitel „Freund“. Gott will persönliche Freundschaft mit jedem einzelnen Menschen. Wie aber die Freundschaft pflegen? Zum Beispiel durch aufmerksames Studium der Heiligen Schrift mit Fokus auf Jesus: „Wenn dort von ihm die Rede ist, kann ich beim Lesen die dritte Person in die zweite Person wandeln. Also statt ,Jesus ging am See Genezareth entlang‘: ,Du gingst am See Genezareth entlang‘. Es hilft mir, leichter in ein persönliches Gespräch mit ihm zu kommen.“

Durch mehrere konkrete Anweisungen hebt sich das Kapitel merklich vom eher erklärenden Stil der anderen Teile ab. Nicht zufällig, schreibt der Autor doch im Nachwort, dabei vom Du ins Sie wechselnd: „Wenn dieses Buch Ihnen dazu verholfen hat, die Freundschaft mit Christus zu knüpfen, zu vertiefen oder zu erneuern, dann freut mich das von Herzen. Denn nur dazu habe ich es geschrieben!“

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Kompendium, Ratgeber, Glaubenszeugnis

„Wichtiger als Worte sind Taten“, heißt es auch weiter hinten im Buch zum Thema Mission. „Unterscheidet sich mein Leben von denjenigen, die nicht an Christus glauben?“ So ist es sicher folgerichtig, der persönlichen Bekehrung und Christusbeziehung den höchsten Stellenwert einzuräumen. Dennoch sind auch die restlichen drei Kapitel, die wiederum eher Glaubensinhalte verständlich machen, lesenswert. Das Kapitel „Begleiter“ widmet sich den Sakramenten. „Liebe will ,verleiblicht‘ werden“, fasst Schwaderlapp die katholische Lehre zusammen. Und die Sakramente sind die Zeichen, „mit denen eine Begegnung mit Christus verbunden ist“. Im Kapitel „Gemeinschaft“ geht es allgemein um Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Frieden, aber auch um die Kirche, ihre Spaltung, und ihren Auftrag in der Gesellschaft. Dabei werden einige Fragestellungen von aktuellerem Interesse angeschnitten: Tut das Christentum „fremden“ Kulturen Gewalt an? Wie umgehen mit der Realität anderer Religionen? Schwaderlapp legt das Böckenförde-Diktum theologisch aus: „Die Grundlagen unseres Staates haben wir uns nicht selbst geschaffen, sondern sie sind uns geschenkt – von Gott“.

Im Abschlusskapitel „Erfüllung“ wird es nochmal sehr grundsätzlich. Was kommt nach dem Tod? Der Himmel? Gar die Hölle? Wie den Blick, den Jesus Petrus im Lukasevangelium zuwirft, nachdem dieser ihn dreimal verleugnet hat (Lukas 24, 55ff), stellt sich Schwaderlapp das Fegefeuer vor: „Beim Gericht schaut uns Jesus mit seinem liebenden Blick an, aber gerade dieser lässt uns erkennen, und zwar voller Schmerz, was übel war in unserem Leben. Das ist der Reinigungsort/das Fegefeuer: der Ort einer schmerzvollen Heilung, damit wir reif werden für den Himmel.“

„Meine Big 5 des Glaubens“ ist Kompendium, Ratgeber, und persönliches Glaubenszeugnis eines Seelsorgers – kurz, verständlich und auch für geübte Katholiken bereichernd, und das nicht nur als Kommunikationshilfe. Schwaderlapps Buch ist wie eine gute Sonntagspredigt: Selbst wenn für den Einen oder Anderen theologisch vielleicht nichts absolut Neues dabei ist, wirkt die Lektüre aufbauend, stützt sich maßgeblich auf die Heilige Schrift, bietet immer wieder schöne Gedanken, und erinnert an das, was wirklich wichtig ist. „Verlieren wir das Ziel unseres Lebens nicht aus den Augen!“, entlässt Schwaderlapp den Leser zurück in den Alltag. Und schließt: „Amen“.

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