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Die Revolution zeigt ihre hässliche Fratze

Eindringliches Porträt der „Islamischen Revolution“ anhand einer deutsch-iranischen Kleinfamilie: „Morgen sind wir frei“.
Garcías Filmtipp: "Morgen sind wir frei"
Foto: Little Dream Pictures | Der iranische Dissident Omid (Reza Brojerdi) zieht nach der „Islamischen Religion“ mit Frau Beate (Katrin Röver) und der achtjährigen Tochter Sarah (Luzie Nadjafi) in seine Heimat zurück.

16. Januar 1979: Der Schah von Persien Reza Pahlavi flüchtet ins Ausland. Im Februar 1979 kehrt Ayatollah Khomeini aus dem Pariser Exil nach Teheran zurück, und ruft die „Islamische Revolution“ aus. In Hossein Pourseifis Spielfilm „Morgen sind wir frei“ sieht der in Ost-Berlin lebende iranische Dissident Omid (Reza Brojerdi) darin die Chance, in seiner Heimat etwas Neues aufzubauen. Dafür muss er aber Beate (Katrin Röver), mit der er seit zwölf Jahren verheiratet ist, und die achtjährige Tochter Sarah (Luzie Nadjafi) hat, davon überzeugen. Beate ist nicht ganz so begeistert wie ihr Mann. Weil ihr aber die Promotion in der DDR verwehrt wird, stimmt sie zu.

Vor allem für Frauen verschlimmert sich die Lage

Nach der anfänglichen Aufbruchsstimmung verschlechtert sich unaufhaltsam die Lage für Beate und ihre Tochter. Insbesondere Sarah bekommt es in der Schule mit der Erziehung in einem islamistischen Land zu tun. Anhand der Verwandlung einer anfangs westlich gekleideten und geschminkten Sekretärin im Chemischen Institut, in dem Beate arbeitet, verdeutlicht der deutsche Regisseur mit iranischen Wurzeln Hossein Pourseifi, wie sich die Lage vor allem für die Frauen verschlimmert.

 

Pourseifi verleiht „Morgen sind wir frei“ dadurch einen gewissen dokumentarischen Charakter, dass er immer wieder Original-Aufnahmen in seinen Film einbaut. Darin sind sowohl Straßenproteste als auch Interviews mit Khomeini zu sehen. Zu den Dokumentarraufnahmen gehören aber auch Fernsehausschnitte und Amateurfilme. Damit korrespondieren die Spielszenen aus dem Leben von Omid, Beate und Sarah. Auch bei ihnen lässt die anfängliche Aufbruchsstimmung zunächst einer Ernüchterung und dann einem klaustrophobischen Gefühl Platz, bis sie eine einschneidende Entscheidung treffen müssen.

Wie ein totalitäres System eine Gesellschaft vergiftet

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW verleiht dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“ mit der Begründung: Der Film zeige, „wie ein totalitäres System eine Gesellschaft vergiftet und eine Familie zerstört. Außergewöhnlich mutig und inszenatorisch sicher, ist der Film vor allem hervorragend gespielt.“

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José García

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