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Warum Houellebecq keine Feministen mag

Im dritten Teil des Exklusiv-Interviews äußert sich der französische Schriftsteller über Frauen und Feminismus.
Michel Houellebecq äußert sich über Frauen und Feminismus.
Foto: Manuel Cedron via www.imago-imag (http://www.imago-images.de/)

Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq („Unterwerfung“, „Vernichten“), der jüngst durch Konflikte mit Muslimen und die Mitwirkung in einem Pornofilm für Aufsehen sorgte, hat der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ ein ausführliches Exklusiv-Interview gewährt.

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Im dritten Teil des Gesprächs mit der bekannten Kulturjournalistin Ute Cohen („Satans Spielfeld“, „Falscher Garten“) und dem belgischen Althistoriker David Engels („Auf dem Weg ins Imperium“, „Was tun?“), das in der Ausgabe der „Tagespost“ vom 13. Juli erscheint, äußert sich der 66-jährige Franzose über Frauen und Feminismus: „Um ganz ehrlich zu sein, habe ich die Feministinnen mehr angegriffen als sie mich. Ich denke, sie haben den Beziehungen zwischen den Menschen im Allgemeinen geschadet. Und in letzter Zeit sind sie sogar gemein geworden. (…) Sie sind intolerant geworden, was nicht der Fall war, als ich sie am Anfang kennengelernt habe. Aber Tatsache ist, dass sie mir nichts vorzuwerfen haben, weil es nichts gibt, was man mir vorwerfen könnte.“

"Die Viktimisierung ist eine Idee der Woken"

Dass Frauen im Sog von #metoo als Opfer und Wutwesen präsentiert werden, betrachtet der Schriftsteller mit Gelassenheit: „Freud wies bereits auf die Hysterie als größtes psychisches Problem von Frauen hin. Die Viktimisierung ist eine Idee der Woken im Allgemeinen.“ Sein persönliches Fazit: „Wenn eine Frau als Sexobjekt behandelt werden möchte, kann ich versuchen, sie zu befriedigen, aber das war‘s dann auch schon. Ich habe nicht nur niemanden vergewaltigt, ich könnte es auch gar nicht. Aus diesem Grund mag ich Feministinnen nicht, aber ich habe keine Angst vor ihnen. Mit der Linken ist es ähnlich: Ich mag sie nicht nur nicht, sondern sie macht mir auch keine Angst, weil ich von armen Leuten aufgezogen wurde. Die Linke ist dazu da, den Armen zu dienen, nicht umgekehrt.“
 
Die aktuellen Tagebücher des Schriftstellers, „Einige Monate in meinem Leben. Oktober 2022 – März 2023“, die in Frankreich bereits für großes Aufsehen gesorgt haben, erscheinen unmittelbar nach dem drei-teiligen „Tagespost“-Interview auf Deutsch, was dieser „Houellebecq-Trilogie“ einen besonderen Reiz verleiht.  DT/mee

Lesen Sie den dritten Teil des ausführlichen Interviews mit Michel Houellebecq in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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