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Transgender-Schwimmer gewinnt haushoch gegen Frauen

Der Sieg eines Trans-Schwimmers bei den Universitätsmeisterschaften der Frauen in den USA sorgt für Empörung: Zum Stand einer kontrovers geführten Diskussion in Amerika und Europa.
Schwimmer Lia Thomas
Foto: IMAGO/Erica Denhoff/Icon Sportswire (www.imago-images.de) | Die Debatte über den Sieg Thomas‘ illustrieren die von Gegnern und Befürwortern vorgebrachten antagonistischen Argumente, die von „Betrug“ bis hin zur „Transphobie“ reichen.

Es ist ein Skandal mit Ansage. Es war vorauszusehen, dass Sportlerinnen es sich nicht bieten lassen, von einem männlichen Mitbewerber haushoch geschlagen zu werden. Dass Männer Frauen körperlich überlegen sind, und das schon im schulischen Sportunterricht, ist eine Tatsache. Doch der Fall Lia Thomas zeigt, wie sich jahrtausendealte Gewissheiten – wenn sie denn erst einmal in Frage gestellt werden – mühsam ihren Platz zurückerobern müssen. 

Dazu ist seit kurzem eine hitzige Diskussion in den Medien entstanden. Die Debatte über den Sieg Thomas‘ illustrieren die von Gegnern und Befürwortern vorgebrachten antagonistischen Argumente, die von „Betrug“ bis hin zur „Transphobie“ reichen. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die von dem Satz überzeugt sind „Eine Transfrau ist eine Frau, Punkt“, und die das „Sich-als-Frau-Fühlen“ zu einem unumstößlichen Dogma machen wollen.

Der Letzte sollte der Erste sein

Ihnen gegenüber stehen die den biologischen Tatsachen Zugeneigten, die das bestreiten und darauf verweisen, dass selbst ein Mann, der eine „Geschlechtsangleichung“ – so das neue Diktum - vorgenommen hat, einen Knochen-, Muskel- sowie Testosteronstatus aufweist, der sich vom weiblichen zumindest insofern unterscheidet, dass männliche körperliche Leistungen klar die von Frauen übertreffen.

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Lia Thomas nun – ein auch äußerlich als Mann deutlich zu erkennender Sportler – hat, nachdem er bei Schwimmwettkämpfen, bei denen er im Turnier der Männer sogar noch im vergangenen Jahr nur auf einem der hinteren Plätze landete, kurzerhand in die weibliche Wettkampfkategorie gewechselt. Neue, von Kritikern als „woke“ bezeichnete, Gesetze und Richtlinien machen es möglich. Bei den letzten Collegeschwimmmeisterschaften über 500 Yards (457 Meter) ging Thomas, der sich seit 2019 einer Hormontherapie unterzieht, als Sieger mit anderthalb Sekunden vor der Zweitplatzierten hervor. 

Physiologische Vorteile nicht rückgängig zu machen

Doch die physiologischen Vorteile, die ein männlicher Schwimmer im Laufe der Pubertät erlangt, lassen sich aus wissenschaftlicher Sicht nicht rückgängig machen – weder durch eine Therapie mit weiblichen Geschlechtshormonen noch durch operative Maßnahmen -, was auch die Empfehlungen des Olympischen Komitees bis hin zu den Spielen in Tokio widerspiegelten. Im letzten Jahr jedoch hat das IOC neue Richtlinien verabschiedet, die es Transsportlern ermöglicht, unabhängig von ihrem Testosteronspiegel anzutreten, nunmehr sind die einzelnen Sportverbände zu einer Entscheidung über die Teilnahme ihrer Mitglieder aufgerufen. Ein Unding, findet die emeritierte Professorin Claude Habib im „Figaro“. Mit der Bevorzugung der Trans-„Rechte“ über die Fairness gegenüber sämtlichen Frauen knüpfe das IOC wieder an die „historische Frauenfeindlichkeit“ seines Gründers Pierre de Coubertin an, „der sich mit Händen und Füßen gegen die Möglichkeit von Frauensport gewehrt hat. Es ist unbegreiflich, dass die Forderungen von ein paar Männern, die sich zur Frau erklären, schwerer wiegen als die der Hälfte der Menschheit geschuldeten Gerechtigkeit“. Heute öffneten sich die olympischen Spiele widerstandslos denjenigen, „die den Frauensport zerstören wollen“.

Denn die Causa Lia Thomas ist nur einer von mehreren Fällen der letzten Zeit, wo weltweit Transfrauen ihre weiblichen Konkurrenten besiegten. Kritik daran wird als „Transphobie“ gebrandmarkt, so etwa gegenüber der Tennisspielerin Martina Navratilova, die schon 2020 twitterte: „Die Regeln in Bezug auf Transsportler belohnen Betrüger und bestrafen Unschuldige“. Hierbei stehen sich zwei antagonistische Werte gegenüber, wie Claude Habib anmerkt: die „Inklusion“ auf der einen, die „Fairness“ auf der anderen Seite.

Die Front der Unterstützer bröckelt

Der „Daily Signal“ erinnert daran, dass Thomas vor seinem Wechsel in die Frauenkategorie, „im Männerschwimmen landesweit auf Platz 462 lag und jetzt auf Platz 1 liegt“. Und so habe Thomas’ Teilnahme die Debatte über Transgenderathleten und weitere damit zusammenhängende Probleme wiederaufleben lassen: „Eine Mannschaftskollegin, die anonym bleiben will, sagte einem Reporter, sie fühle sich unbehaglich, den Umkleideraum mit Thomas zu teilen“.

Doch die Front derer bröckelt, für die selbst ein Mann mit männlichen Geschlechtsorganen eine Frau sein kann, wenn er es denn so „empfindet“. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, erklärte nun, dass sein Bundesstaat Lia Thomas nicht als Sieger im weiblichen Wettkampf anerkennen werde, sondern stattdessen die zweitplatzierte Emma Weyant. In einem auf Twitter veröffentlichten Dokument erklärt er: „Indem die NCAA [der amerikanische College-Sportverband] Männern erlaubt, in Frauensportarten anzutreten, zerstört sie Chancen für Frauen und schreibt den Betrug gegenüber Sportlerinnen und der Öffentlichkeit insgesamt fort“. Florida weise die Bestrebungen der NCAA zurück, so postet DeSantis weiter, „den Frauensport zu zerstören, missbilligt das Erheben der Ideologie über die Biologie durch die NCAA und nimmt Anstoß an der NCAA, die versucht, andere mitschuldig an einer Lüge zu machen“.

Signalwirkung auch für Deutschland

Das Kartenhaus stürzt also langsam aber sicher in sich zusammen. Vor dem Hintergrund dessen, dass die Ampel-Koalition eine Änderung des Transsexuellengesetzes umsetzen will, ist dies auch für Deutschland eine Lektion. SPD, FDP und Grüne wollen die „demütigenden“ Befragungen von Transpersonen abschaffen und befürworten stattdessen eine „Selbsterklärung“ des Betreffenden, die genügen soll, sich im Personenstandsregister als „männlich“ oder „weiblich“ eintragen zu lassen. Was folgt, ist – siehe Lia Thomas – absehbar. Auch hierzulande werden sich Sportlerinnen dagegen wehren, im Wettkampf gegen körperlich privilegierte Männer anzutreten. Manche lernen aus eigener Erfahrung, andere aus der Erfahrung anderer.

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