Leonid Luks schreibt in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ mit Hinblick auf den 70 Geburtstag des russischen Präsidenten, Wladimir Putin. Bereits seit etwa 22 Jahren sei dieser an der Macht. Länger als „andere sowjetische oder russische Führer der letzten 100 Jahre“ mit Ausnahme Stalins. Luks stellt sich aber die Frage, ob die Gemeinsamkeiten nicht noch viel tiefer gehen?
Flucht des „Pseudo-Realisten“
Putin befinde sich auf der „Flucht von der Realität“. Diese Eigenschaft des „Pseudo-Realisten“ ähnele „durchaus dem Stalinschen Fiktionalismus, in dem die wahren Sachverhalte buchstäblich auf den Kopf gestellt wurden.“ Sein Fokus liege darauf, „die Folgen der demokratischen August-Revolution von 1991 wie auch des Treffens im belarussischen Viskuli vom 8. Dezember 1991, das die Auflösung der UdSSR beschlossen hatte, rückgängig zu machen.“ Es gebe bei ihm kein Interesse an der „Auseinandersetzung mit dem diktatorischen Erbe Russlands“.
Der russische Präsident demontiere Stück für Stück beinahe alle zivilgesellschaftlichen Strukturen, die in Russland in der Gorbatschow- und in der Jelzin-Ära entstanden waren. Andererseits versucht er die Bevölkerung an das von ihm errichtete System durch eine Art „Liebeserklärung“ an die russische Nation emotional zu binden.“ Sein Land aber habe er in eine „katastrophale Krise“ manövriert, die die Zukunft seines Regimes unsicher werden lässt: „Der Innovationsgeist, der sich ohne einen grenzüberschreitenden, freien Diskurs nicht entfalten kann, wird abgewürgt. Das Land verliert erneut den Anschluss an die Moderne, aber nicht nur an die Moderne, sondern auch an die Realität.“ DT/jmo
Weiteres zur Zukunft und einer möglichen „Entputinisierung“ Russlands lesen sie in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.