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Sebastian Ostritsch doch zu umstrittenem Vortrag in München

Der Philosoph und „Tagespost“-Redakteur konnte sein neues Buch doch noch in München vorstellen – nur eben nicht an der Jesuiten-Hochschule.
Sebastian Ostritsch
Foto: Carlsbad Institute for Social Thought | Am Ende dann doch noch gehalten: der Vortrag zu den Gottesbeweisen des Thomas von Aquin.

Der ursprünglich an der Hochschule für Philosophie München (HFPH) geplante Vortrag des Philosophen und „Tagespost“-Redakteurs Sebastian Ostritsch hat nach der Absage durch die Hochschule doch noch in München stattgefunden – jedoch an einem alternativen Veranstaltungsort.
Eine kurzfristige Initiative des „Carlsbad Institute for Social Thought“ organisierte einen alternativen Veranstaltungsraum in einem Münchner Pfarrsaal und ermöglichte so die Vorstellung seines am selben Tag im Verlag Matthes & Seitz erschienenen Buches „Serpentinen: Die Gottesbeweise des Thomas von Aquin nach dem Zeitalter der Aufklärung“.

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Meinungsfreiheit ist das Grundprinzip der Philosophia

Am Donnerstagabend hatten sich zahlreiche Interessierte zu der privat gehaltenen Veranstaltung versammelt. In seiner Vorstellung bezog sich der Mitgründer des Carlsbad Institute, Arjun Wasan Taubenberger, explizit auf die fundamentale Natur des freien Diskurses im öffentlichen Raum, nicht nur für die Wissenschaft, auch gerade für die freiheitliche Grundordnung. Meinungsfreiheit sei seit dem Tod des Sokrates auch „das Grundprinzip der Philosophia, das heißt, des Strebens nach Erkenntnis und Weisheit“.

Zu Beginn seines Vortrags bemerkte Sebastian Ostritsch über die Absage seines öffentlichen Vortrags in der Aula der HFPH munter: „Ich schweige zu den Umständen“, bevor er in die Vorstellung seiner Neuerscheinung überging. Sie sei „kein Fach-, aber ein Sachbuch“, mit dem er auch nichtgläubigen Personen zeigen wolle, dass es aus der Philosophie alleine keine Gründe gebe, nicht an die Existenz Gottes zu glauben.

Einstieg in den fachlichen Vortrag fand Ostritsch über die Schönheit und Begrenztheit des ontologischen Ansatzes, beginnend bei Anselm von Canterbury. Dazu bemerkte er lachend: „An diesem Punkt sind die, die das Argument noch nie gehört haben, davon überzeugt, dass es richtig ist.“ Von dort ging er in die Argumentation Thomas von Aquins, Kants und Hegels sowie in die moderne Debatte um klassische Gottesbeweise in der Zeit nach Kant über.

Absage der Jesuiten-Hochschule

Ostritsch war ursprünglich von Pater Patrick Zoll SJ, Professor für Metaphysik an der HFPH, zu einem Vortrag mit dem Titel „Ist Gottes Existenz eine Sache der Vernunfterkenntnis? Thomas von Aquin vs. Immanuel Kant“ an die HFPH eingeladen worden. Zwei Tage vor der Veranstaltung wurde der Vortrag auf Druck von Studenten abgesagt und die Terminankündigung auf der Website des Instituts ohne weitere Erklärung mit dem Hinweis „Abgesagt: Vortrag & Buchvorstellung“ versehen.

Auf Nachfrage dieser Zeitung bemerkte die Hochschulleitung knapp: „Die Gottesbeweise des Thomas von Aquin nach dem Zeitalter der Aufklärung von PD Dr. Sebastian Ostritsch abgesagt. Angesichts der Begleitumstände innerhalb und außerhalb der Hochschule schien ein offener, akademischer Dialog nicht mehr möglich.“ Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ sprach der Präsident der Hochschule, Johannes Wallacher, von einer vorausgehenden „Eskalationsspirale“, ohne Details bekanntzugeben. Mit dem ausgeladenen Redner selbst hatte die Hochschule jedoch zu keinem Zeitpunkt das Gespräch gesucht.

Die Absage erfolgte vor dem Hintergrund studentischer Proteste, die zuvor über soziale Medien für den Vortrag angekündigt worden waren. Studenten der Hochschule hatten in sozialen Netzwerken den Aufruf verbreitet, „Flagge und Gesicht“ zu zeigen, um den Vortrag „mit Flaggen und Zitaten Ostritschs“ zu stören. Der promovierte und habilitierte Redner sei ein „rechtsextremer Fundamentalist“ mit einer „gefährlichen politischen Agenda“. Zahlreiche Medien wie Welt, Zeit und Süddeutsche kommentierten die Ausladung Ostritschs kritisch. Matthias Heine schrieb am Donnerstag in der „Welt“, diese Situation zeige hervorragend, „wie die Geisteswissenschaften ihren Geist verloren haben“. (DT/jmo/fha)

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