Vor vielen Jahren kam mir einmal der Gedanke: Was für ein Glück, dass mir der katholische Glaube durch Taufe und Erziehung von Anfang an in den Schoß gelegt wurde! Im anderen Fall hätte ich es wohl niemals geschafft, katholisch zu werden, und zwar wegen des Dogmas von der Realpräsenz Christi im Allerheiligsten Altarsakrament: Mir erschien die Wahrheit, dass ich bei einer Sakramentsandacht das, was sich in der Monstranz meinen Augen als ein kleines, lebloses Stück Brot präsentiert, wirklich als meinen Herrn und Gott anbeten soll, so verrückt, so unglaublich, dass ich vermutete: Wenn ich nicht schon katholisch wäre, dann würde dieser Glaubenssatz für mich ein unüberwindliches Hindernis darstellen, um jemals katholisch zu werden. Doch die Erfahrungen und Zeugnisse vieler Konvertiten, die ich seitdem kennenlernte, bezeugen das Gegenteil: Für sie ist das Dogma der Realpräsenz keine Hürde, die sie auf ihrem Weg zum katholischen Glauben nehmen müssen, sondern im Gegenteil ein Anziehungspunkt, ein mächtiger Beweggrund.
Und sie haben Recht! Denn so unglaublich diese Wahrheit auch ist, sie ist doch nichts anderes als die Folge dessen, dass Gottes Liebe so unglaublich groß ist. Was kann es Schöneres und Anziehenderes geben als solche Liebe, deren Größe „alle Erkenntnis übersteigt“ (Eph 3,19)? Nur eine unfassbare Liebe, die die größtmögliche Nähe zu uns Menschen sucht, konnte sich ein solches Sakrament ausdenken! Nie gab es ein Volk, sagt Thomas von Aquin, dem seine Götter so nahe waren, wie unser Gott uns nahe ist. Das vollbringt seine Liebe! Anselm von Canterbury definiert Gott als das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann. Ja, Gott ist sogar größer, als gedacht werden kann! Das gilt auch für seine Liebe und für das, was Er aus Liebe zu uns tut. Wenn wir das einmal verstanden haben, dann wird die Lehre über das Allerheiligste Altarsakrament zum überzeugendsten Glaubwürdigkeitsmotiv unseres Glaubens.
Eine Liebe, die man sich nicht ausdenken kann
Welches ist der wahre Glaube? Muss es nicht derjenige sein, in dem am größten über Gottes Liebe gedacht wird? Denn über sie können wir nicht groß genug denken. Aber wie sollen wir das anstellen? Dazu verhilft uns das Dogma von Christi Realpräsenz in der Eucharistie! Das ungläubige Staunen darüber, wie solches möglich sein kann, verwandelt sich in das entzückte und ekstatische Staunen über Gottes wunderbare Liebe, die sich in diesem Sakrament offenbart! Gottes Liebestat ist größer, als gedacht werden kann. Wenn es einen Beweis solcher Liebe gibt, dann ist es die Gegenwart des Herrn im Altarsakrament!
Manche Konvertiten scheinen das instinktiv zu spüren. Sie erkennen: Solche Liebe kann keine Ausgeburt menschlicher Fantasie sein! Wie sollte es möglich sein, dass menschliche Irrtümer erhabener sind als göttliche Wahrheiten? Wie könnte die göttliche Liebe hinter menschlichem Denken zurückbleiben, statt es zu übersteigen? Die Entdeckung des eucharistischen Dogmas bedeutet für viele Konvertiten das Ende einer Wüstenwanderung: Sie finden endlich jene Oase, in der sie sich nähren können vom Brot des Lebens. Und in der katholischen Lehre begegnen sie den „Worten ewigen Lebens“ (Joh 6,68), die eben dies bezeugen.
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