Der Passauer Bischof Stefan Oster hat seine Kritik an einigen Szenen der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris bekräftigt. Der Teil der Show am vergangenen Freitag, in dem Dragqueens, Transgender-Models und ein Kind durch die Art ihrer Darstellung an das letzte Abendmahl mit Jesus und den Aposteln erinnerten, habe nach Ansicht Osters einmal mehr deutlich gemacht, „wie sehr es im kulturellen Diskurs letztlich um die Aushöhlung des christlichen Menschenbildes geht“.
In einem am Sonntag in den Sozialen Medien sowie auf seinem persönlichen Blog veröffentlichten Video-Statement erklärt Oster, der auch Sportbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist: In einem weltweit übertragenen, kulturellen Großereignis und ihrer Eröffnung habe man in einem ursprünglich tief christlich geprägten Land „einen Akt der Verhöhnung und Verspottung“ des Allerheiligsten, der Eucharistie, erlebt.
„Gott los werden und damit gottlos sein“
Zwar würden inzwischen auch einige Kommentatoren behaupten, dass es in einer späteren Szenenfolge auch noch Anklänge an das Bildnis von einem „Mahl der Götter“ gebe, räumt Oster ein. Dennoch überzeugt ihn diese Deutung nicht: „Mir scheint, die von vielen so identifizierte erste Szene doch sehr deutlich an das berühmte Bild vom Abendmahl von Leonardo da Vinci erinnern zu wollen.“
Wörtlich erklärt Oster: „Für mich wird deshalb hier in einem einzigen Moment deutlich, dass diejenigen Christen, die ihren Glauben auch in diesem Punkt des Menschenbildes ernst nehmen, dass die der eigentliche Gegner einer Gesellschaft sind, die sich im atemberaubendem Tempo selbst säkularisiert. Einer Gesellschaft, die sich damit von den Wurzeln abschneidet, auf denen sie gewachsen ist.“ Diese Kultur wolle mehrheitlich immer bewusster „Gott los werden und damit gottlos sein“, damit der Mensch endlich ganz in die eigene, freie Verfügung seiner selbst komme.
Oster ruft dazu auf, sich auch einmal vorzustellen, „was zum Beispiel in der muslimischen Welt oder in der Welt der Hindus heute los wäre, wenn deren Allerheiligstes in dieser Weise verächtlich gemacht worden wäre“.
Was aus der Eröffnungsfeier für Christen folgt
Der Passauer Bischof wirft auch die Frage auf, was aus den Szenen der Eröffnungsfeier für Christen folge. Das Wesentliche, so Oster, lerne man von Jesus: „Wir müssen damit rechnen, dass es in unserer westlichen Gesellschaft so weitergeht. ,Wenn sie mich gehasst haben, werden sie auch euch hassen‘, sind seine Worte und wir könnten ergänzen: ,Wenn sie mich verhöhnt haben, dann werden sie auch euch verhöhnen.‘“ Jesus, so Oster, sei gewaltlos geblieben und habe am Ende auch noch die geliebt, die ihn umgebracht haben. Er sei die „befreiende Wahrheit und Liebe“ in Person. „Und wir als Christen schulden der Welt diese Wahrheit, dieses Leben, das wirklich frei macht. Wir schulden es ihr durch unser Zeugnis.“ Auch dann, wenn es viel kosten werde.
Zuvor hatte am Sonntag auch Kurienerzbischof Vincenzo Paglia die umstrittenen Abendmahls-Szene der Eröffnungsfeier kritisiert. Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben sprach gegenüber der italienischen Zeitung „Il Giornale“ von einer „blasphemischen Verspottung eines der heiligsten Momente des Christentums“. Die Szene habe das „hohe Ideal“ der olympischen Werte, die weltweit Brüderlichkeit, Freiheit, Gleichheit und Respekt fördern sollen, „besudelt“. DT/mlu
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