War ja alles nicht so gemeint? Weltweit hat die queere Inszenierung des "Letzten Abendmahls" während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris Fassungslosigkeit und Empörung hervorgerufen, und zwar bei weitem nicht nur unter Christen. In manchen Ländern wurden Teile der Feier – Dragqueens beim Paarungstanz, Geschlechtsteile an der freien Luft, der Sänger Philippe Katerine hochgeschlossen in blauer Farbe – wegen ihrer Obszönität gar nicht erst ausgestrahlt.
Nun hat das Organisationskomitee der Pariser Spiele mit einer Erklärung reagiert, die wie eine Entschuldigung aussehen soll. „Es war eindeutig nicht unsere Absicht, irgendeiner religiösen Gruppe gegenüber Respektlosigkeit zu zeigen. Vielmehr wollten wir Toleranz und Gemeinschaft zeigen. Wenn sich Menschen beleidigt gefühlt haben, entschuldigen wir uns dafür“, erklärte eine Sprecherin am Sonntag. Übersetzt hießt dies: Es tut uns leid, wenn die Gefühle der letzten Hinterwälder verletzt wurden, die noch nicht verstanden haben, dass die Zukunft der schönen, neuen, queeren und hypersexualisierten Welt gehört. Eine Entschuldigung ist das nicht wirklich.
Erfolglos um Schadensbegrenzung bemüht
Offenbar hatten die Macher der Zeremonie und die Entscheider, die den ganzen Zirkus autorisiert haben, nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet die Abendmahlsszene das Fass zum Überlaufen bringen würde. Man wollte eigentlich nur auf ein paar Millionen französischer Katholiken herumtrampeln, die in ihrer Ablehnung gesellschaftlicher Fortschritte wie Abtreibung und Euthanasie regelmäßig unangenehm auffallen. Dabei hat man die anderen 2,5 Milliarden Christen auf der ganzen Welt vergessen, die sich ebenfalls daran stoßen, wenn ihr Gott in den Dreck gezogen wird. Nun müssen sich die Verantwortlichen für die Eröffnungszeremonie in flagranti dabei erwischen lassen, wie sie sich erfolglos bemühen, die Zahnpasta wieder in die Tube zu drücken.

Das Vorbild für die Szene, die weltweit als Verballhornung des letzten Abendmahls gedeutet wurde, sei gar nicht Da Vincis „Abendmahl“, sondern das „Festmahl der Götter“ des Jan Harmensz von Bijlert von 1635, in dessen Vordergrund sich der mit Weinblättern gekrönte Gott Dionysius Weintrauben in den Mund gleiten lässt, erklärte Thomas Jolly, der Regisseur der Eröffnungsfeier jetzt. Dumm gelaufen: Der „Washington Post“ gegenüber hatte da ein Sprecher der Pariser Spiele bereits mitgeteilt, dass Jolly „sich bei der Gestaltung der Kulisse von dem berühmten Gemälde von Leonardo Da Vinci inspirieren ließ“. Wer genau hinschaut, dem fällt auch auf, dass zwischen der verballhornten Abendmahlszene und dem Moment, in dem Philippe Katerine als schlumpfblauer Dionysus seine zarten Rundungen besingt, 44 Minuten liegen. Wahrscheinlich ist schlicht und einfach, dass beide Gemälde als Inspiration gedient haben.
Das Internet vergisst nichts
Peinlich auch, dass die Protagonisten selbst sich bereits in die gleiche Richtung geäußert hatten. Die französische DJane und lesbische Aktivistin Barbara Butch, die im Mittelpunkt der Szene prangte, hatte in ihrer Instagram-Story ein Foto der Szene und eine Abbildung des Da Vinci-Gemäldes mit der Unterschrift „The new gay Testament“ gepostet. Mittlerweile hat sie es gelöscht und durch eine Referenz auf das „Festmahl der Götter“ ersetzt. Dragqueen Piche – blond, mit Bart, Sie erinnern sich – gab in der Tageszeitung „Le Parisien“ zu Protokoll: „In der Vergangenheit hat es unzählige Darstellungen des Mahls der Apostel gegeben und niemand hat sich dran gestört. Nur wenn es LGBTs und Drags machen, dann stört es rein zufällig. Aber wir sind dran gewöhnt.“ Und gegenüber BFMTV: „Es ist eine biblische Darstellung, die seit Jahrzehnten in der Popkultur zitiert wird, und das war noch nie wirklich ein Problem.“
Das Internet vergisst eben nichts und so leicht kommen die woken Verantwortlichen aus der Nummer nicht mehr heraus. Entweder sie liefern eine echte Entschuldigung oder sie müssen schlicht und einfach dazu stehen, wie wenig ihre Ideologie mit Inklusion und Versöhnung zu tun hat.
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