Verstörend, verletzend, verunglimpfend. Die Bilder von der Eröffnungszeremonie in Paris sprechen eine deutliche Sprache. Aber der Triumph der Ideologen, die in diesen Szenen ihr Welt- und Menschenbild der Weltöffentlichkeit gegenüber offenbart haben, täuscht. Vielmehr ist nun ein Kipppunkt erreicht. Und es kippt auf die gute Seite.
Denn diese Verletzung fühlen nicht nur diejenigen, die schon immer vor den Gefahren des Kulturkampfes gewarnt haben. Selbst Menschen, die bisher noch nie etwas über woke Ideologie gehört haben, und das sind in den westlichen Gesellschaften noch ziemlich viele, haben nun mit eigenen Augen gesehen, welch kulturelles Zerstörungswerk hier in Gang gesetzt werden soll. Endlich merken die Angegriffenen, dass sie angegriffen werden. Dass ihre Vorstellungen von Mann und Frau, von Sittlichkeit, ihren kulturellen Wurzeln radikal in Frage gestellt werden.
Martialische Töne helfen nicht
Das gilt nicht nur für bekennende Christen, sondern auch für die Vielen, die vielleicht gar nicht so genau wissen, wo sie sich weltanschaulich verorten. Manchmal merkt man erst durch den Angriff, was einem wichtig ist, weil man nämlich plötzlich weiß, dass man es verteidigen will. Man kann so ein Gefühl gar nicht überbewerten.
Hier liegt nun die große Chance. Diejenigen, die jetzt verstört sind, müssen aufgeklärt werden. Über die Ursachen und die Ziele dieser Ideologie, und es muss ihnen aufgezeigt werden, wie man sie bekämpfen kann. Wichtig ist dabei: Der Ton muss maßvoll sein. Man mag es ja beklagen, aber die jetzt erzeugte Sensibilität für die Gefahren ist eine zarte Pflanze, martialische Töne helfen hier nicht. Christen können jetzt zeigen, was sie sind, nämlich Avantgarde in der Erkenntnis der Wahrheit. Die Äußerungen der französischen Bischöfe wie des deutschen Sport-Bischofs Stefan Oster gehen hier genau in die richtige Richtung.
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