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„Die Parteien der Mitte haben die Lebensrealität aus den Augen verloren"

Der MusikerLeslie Mandoki spricht in der nächsten „Tagespost" über Glaubwürdigkeitsprobleme bei Friedrich Merz, den Zuspruch für die AfD und weswegen Migranten eine Bringschuld haben.
Leslie Mandoki
Foto: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON (www.imago-images.de) | Ein musikalischer Brückenbauer, der klare Worte nicht scheut: Leslie Mandoki

Vor 50 Jahren floh der ungarisch-deutsche Künstler und Musiker Leslie Mandoki aus dem kommunistischen Ungarn in die Bundesrepublik Deutschland - in der am Donnerstag erscheinenden neuen Ausgabe der Tagespost" blickt der Musiker, der einst mit der Band Dschingis Khan Weltruhm erlangte und mit Stars wie Phil Collins, Peter Maffay und Chaka Khan zusammengearbeitet hat, auf die großen Probleme, vor denen seine Wahlheimat sowohl innen- als auch außenpolitisch gegenwärtig steht.

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Deutschland war einmal „verliebt ins Gelingen"

Als ein Land, das verliebt war ins Gelingen" beschreibt Mandoki im Gespräch mit dieser Zeitung die Bundesrepublik Deutschland der 1970er-Jahre. Zudem empfand er die damalige Bundesrepublik als ein pluralistisches Paradies der freien Meinungsvielfalt" - „ganz im Gegensatz zu der diktierten Einheitsmeinungs-Gesellschaft, aus der ich geflohen war." 50 Jahre später jedoch befindet sich Deutschland aus Sicht von Mandoki in einem Labyrinth der Krisen und ganz offenkundig ist uns der Kompass verloren gegangen."

Doch all den multiplen Krisen komme nun aus Sicht des politisch der CSU nahestehenden Künstlers eine neue hinzu: nämlich der Verlust der politischen Glaubwürdigkeit. „Denn völlig egal, ob richtig oder falsch, aber zur Führungskompetenz gehört nun einmal, dass man sagt, was man tut und dann auch tut, was man sagt. ... Wer sich darauf verlassen hat, was Friedrich Merz einen Tag vor der Wahl immer noch massiv predigte, wonach die Schuldenbremse ein generationsgerechtes, im Grundgesetz verankertes Instrument ist, das nicht angefasst werden darf, der hat dann natürlich schwer damit zu kämpfen, wenn das einen Tag nach der Wahl schon nicht mehr gilt."

Eine Selbstverständlichkeit, die Sprache von Goethe und Schiller zu lernen

Doch es ist nicht nur der Verlust an Glaubwürdigkeit, der die politischen Ränder stärke, so Mandoki - sondern auch große Verwerfungen in der Gesellschafts- und Sozialpolitik, die immer mehr Menschen von den etablierten Parteien entfremdeten: „Wenn die Parteien der Mitte die Lebensrealität der Menschen nicht mehr so im Fokus haben und sehr viele den Eindruck bekommen, dass Themen fernab dieser Lebensrealitäten ins Zentrum der politischen Debatten gerückt sind - sei es Cannabis oder Geschlechtsumwandlung - dann bekommt das Ganze ein falsches verbales Framing." Auch müsse es wie in früheren Zeiten möglich sein, von der eigenen Hände Arbeit leben zu können sowie primär Arbeitswilligen, nicht jedoch Arbeitsunwilligen zur Seite zu stehen.

Auch zur Migrationspolitik hat der Wahldeutsche Mandoki eine dezidierte Meinung: „Mein Glück war, damals weder einer 'Willkommenskultur', noch einem 'Integrationskurs' begegnet zu sein, sondern ich durfte meine Sehnsucht nach Freiheit stillen. Ich habe Gestaltungsmöglichkeiten bekommen und dies unbegrenzt." Und er ergänzt: „Weil ich der tiefen Überzeugung bin, dass Integration eine Bringschuld der Migranten ist, war es für mich auch keine allzu große Herausforderung, sondern schlicht eine Selbstverständlichkeit, die Sprache von Goethe und Schiller zu lernen - obwohl ich auch heute nach so langer Zeit immer noch ein klein wenig Stress bei der richtigen Verwendung der jeweiligen Artikel habe. Aber es war eine Freude, diese wunderbare Sprache zu lernen." DT/sta

Lesen Sie das ausführliche Interview mit Leslie Mandoki in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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