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Ein geistlicher Schriftsteller berichtet von seiner Konversion

Von den Labyrinthwegen des Herzens: Erst seine Arbeit an der Biographie des Philosophen Hans Blumenberg führte den Schriftsteller Uwe Wolff zum katholischen Glauben.
Die Konversion von Uwe Wolff
Foto: Archiv | In der Familie von Uwe Wolff besuchte nur die katholische Großmutter die Vorabendmesse.

Die Fünfziger Jahre, in die meine Generation geboren wurde, kannten noch ein starkes katholisches Profil. Einige erfüllt es im Rückblick mit Wut, andere mit Wehmut. Als Kind aus einer „Mischehe“ nahm ich es mit Faszination und zugleich einem Gefühl des Ausgeschlossenseins wahr. Erhebend die Gebete zum Schutzengel im Katholischen Kindergarten St. Ida. Geheimnisvoll das rot leuchtende Ewige Licht im Halbdunkel der Kirche und die Kreuzwegstationen an den Wänden. Gefährlich der Gang in die Nachbarstraße. Dort wohnten die Katholiken. Diese Welt ist längst untergegangen.

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Zwischen Bibel, Luther und Karl Barth lagen Wüstungen

In meiner Familie besuchte nur die katholische Großmutter die Vorabendmesse. Evangelisch getauft und konfirmiert ging ich wie Oma Selma allein in den Gottesdienst, leitete später Kindergottesdienste und leistete den Zivildienst im Synodalen Jugendpfarramt. Im Studium der Evangelischen Theologie für das höhere Lehramt erlebte ich ab 1975 eine Welt ohne Geschichte. Wären nicht Lehrer wie der Mittelalterforscher Friedrich Ohly oder der Philosoph Hans Blumenberg gewesen, ich hätte von dem Reichtum der Tradition wenig erfahren. Zwischen Bibel, Luther und Karl Barth lagen Wüstungen. Feinkörnig wie Sand war auch die Auslegung des Neuen Testaments durch Rudolf Bultmanns Epigonen. Was am Ende von der Heiligen Schrift übrig bliebt, war ein wenig Wüstenstaub an den Fingern.

So musste ich mich in meiner Identität als junger Lehrer und bald Ausbilder von Religionslehrern auf ein anderes Fundament stellen. Ich suchte nach erfahrungsbezogenen Zugängen zu Bibel, Gesangbuch und Kirchengeschichte, die sich bald als Schwerpunkte meiner Didaktik herausstellten. An Erzählungen von Engeln und Heiligen interessierte mich das in ihnen verborgene biographische Zeugnis vom Wunder des Glaubens. So kam ich auf der Suche nach Orientierung zu Hans Urs von Balthasars „Theodramatik“  und „Große Heilige“ von Walter Nigg. Der reformierte Pfarrer einer kleinen Gemeinde bei Zürich hatte mit seinen Büchern über die Heiligen ein katholisches Publikum erreicht, das nun sein Erbe fern des Glanzes alter legendarischer Vergoldung sehen lernte. Walter Nigg moralisierte nicht, wie es heute wieder kirchlicher Brauch geworden ist, sondern erzählte auf dem Hintergrund eigener Erfahrungen von den Labyrinthwegen des Herzens. So wurde Hagiografie  zum Spiegel biografischer Selbsterkenntnis. 

Geheimnisvolle Fügung auf dem Weg zur Mitte

Zu den geheimnisvollen Fügungen auf dem Weg zur Mitte gehörte schließlich die Begegnung mit Pfarrer Thomas Blumenberg von St. Gallus in Detfurth. Ich wusste seit Jahren, dass in seiner Kirche einige der Vorfahren meines Lehrers Hans Blumenberg getauft und gefirmt worden waren. Mir war auch bekannt, dass der Priester und der Philosoph entfernt miteinander verwandt waren. Aber erst meine Arbeit an der Biographie Hans Blumenbergs führte mich in die Messe dieses Pfarrers. Da fühlte ich: Hier gehörst du hin. So kam ich an, wo ich schon immer gewesen war.

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