Die Priester der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine bleiben trotz aller Gefahren bei ihren Gläubigen. Sie versuchten sogar in den russisch besetzten Gebieten im Süden und Osten des Landes weiter seelsorglich zu wirken. „Das ist und bleibt aber lebensgefährlich“, berichtet nun Bischof Bohdan Dzyurakh im Gespräch mit der „Tagespost“. Zuletzt wurden zwei Redemptoristen entführt und gefoltert. „Wir hatten keine Illusionen hinsichtlich der russischen Besatzung. Wir hofften aber doch, dass den Seelsorgern solche Schikanen erspart bleiben würden.“
Von 1946 bis 1989 war die griechisch-katholische Kirche in der Sowjetunion verboten und wurde verfolgt. Sie überlebte im Untergrund und im Exil. „Wir haben eine Geschichte der Verfolgung und des Martyriums“, so Bischof Dzyurakh. „Wir wissen, dass mit der Fremdherrschaft die Verfolgung kommt. Aber die Treue der griechisch-katholischen Bischöfe, Priester und Laien im Angesicht des Martyriums ist tief eingeschrieben in unsere Geschichte.“

Russische Orthodoxie braucht Läuterung
Dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill, der den Krieg Putins rechtfertigt, wirft Bischof Dzyurakh Blasphemie vor. Viele orthodoxe Bischöfe und Priester hätten die Kirche und das Christentum durch ihre Unterstützung der Invasoren kompromittiert. „Es ist traurig, aber wahr, dass die Führung der russischen Orthodoxie sich als unfähig erweist, das Evangelium zu leben und zu verkünden.“
Die russisch-orthodoxe Kirche sei ab 1943 als Instrument der kommunistischen Propaganda missbraucht worden und habe sich bis heute von dieser Vergangenheit nicht distanziert und die Kollaboration mit dem stalinistischen Regime nicht bereut. „Ohne eine tiefe Läuterung der orthodoxen Kirche wird auch eine Erneuerung des Volkes in Russland nicht möglich sein“, ist Bischof Bohdan Dzyurakh überzeugt. DT/sba
Lesen Sie das vollständige Interview mit Bischof Bohdan Dzyurakh am kommenden Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.