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„Sünder annehmen unter Beachtung der Wahrheit“

Homosexuelle dürften nicht verurteilt werden, meint der Rigaer Erzbischof Stankevics, verweist in Sachen Segnung aber auf die Lehre der Kirche.
Weltsynode: Homosexuelle dürften nicht verurteilt werden, meint der Rigaer Erzbischof Stankevics
| Die Kirche nehme alle Sünder an, aber sie müsse es unter Beachtung der Wahrheit tun, sagt der Erzbischof von RIga, Zbignev Stankevics.

Laut dem Erzbischof von Riga, Zbignev Stankevics, gibt es auf der Weltsynode unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Kirche mit sexuellen Minderheiten umgehen sollte. Das erläuterte Stankevics der katholischen Nachrichtenagentur KNA zufolge beim Medienbriefing am Mittwoch. 

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Der Erzbischof habe eigenen Angaben zufolge seine Haltung im Umgang mit Homosexuellen selbst geändert, nachdem Papst Franziskus erklärt habe, dass er Homosexuelle nicht verurteile. Allerdings gelte nach wie vor die Lehre der Kirche, wie sie im Katechismus stehe, so Stankevics. 

"Heikle Fragen, die eine sorgfältige Abwägung erfordern"

Weiter sagte der Erzbischof: „Ich kann einen homosexuellen Menschen segnen; aber wenn ich zwei Männer segnen würde, die sagen, dass sie wie Ehegatten zusammenleben, wäre eine Segnung ein großes Problem – denn das bedeutet, dass sie in Sünde leben.“ Die Kirche nehme Sünder an und respektiere die Menschenwürde, sagte der Stankevics in Anlehnung an die Aussage des Papstes beim Weltjugendtag in Lissabon, die Kirche müsse für alle offen sein. Aber sie müsse dies nach Stankevics Aussage unter Beachtung der Wahrheit tun. Eine Entscheidung diesbezüglich werde frühestens bei der zweiten Synodenrunde in einem Jahr fallen, kündigte er an.

Eine Entscheidung über diese aber auch über alle anderen auf der Synode diskutierten „heiklen Fragen“ würde frühestens bei der zweiten Synodenrunde in einem Jahr fallen, kündigte der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich an. Diese Fragen erforderten eine sorgfältige Abwägung. Sie seien laut Hollerich heikel, weil sie das konkrete Leben der Kirche und auch die Wachstumsdynamik der Tradition berührten. Konkret gehe es um die Autorität von Amtsträgern und neue Mitwirkungsmöglichkeiten für die kirchliche Basis. Dabei würden in den kommenden Tagen auch die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche sowie das Amt des Bischofs und des Papstes in einer künftig dezentraleren Kirche in den Blick genommen. 

Das Neue als unerwartete Erneuerung des Alten

Für den früheren Dominikaner-Oberen Timothy Radcliffe ist die Krise der Kirche eine Chance: „Wenn wir uns im starken Namen der Dreifaltigkeit versammeln, wird die Kirche erneuert werden, wenn auch vielleicht in einer Weise, die nicht sofort offensichtlich ist. Das ist (...) unser apostolischer Glaube“, sagte er. Das Neue sei immer eine unerwartete Erneuerung des Alten. „Deshalb ist jeder Gegensatz zwischen Tradition und Fortschritt dem Katholizismus vollkommen fremd."

Nach dieser Etappe der Weltsynode bekommen die lokalen Kirchen den Zwischenbericht zur weiteren Bearbeitung. Die nächsten zentralen Synodengespräche finden im Oktober 2024 statt. Am Ende wird der Papst ein verbindliches Schreiben verfassen.  DT/dsc

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