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Stimmen aus der Weltkirche zum Synodalen Weg

Von Rom über Kopenhagen bis Sansibar: Aus zahlreichen Ländern äußern sich Stimmen aus der Kirche besorgt über den Synodalen Weg. Warum viele in der Weltkirche die Frankfurter Beschlüsse kritisch sehen.
Demonstranten beim Synodalen Weg protestierten gegen einen deutschen Alleingang ohne die Weltkirche.
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L) | Demonstranten beim Synodalen Weg protestierten gegen einen deutschen Alleingang ohne die Weltkirche.

Die Weltkirche blickt mit „großen Sorgen“ auf die Ergebnisse der fünften Versammlung des Synodalen Weges. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat am Montag erklärt, der Heilige Stuhl habe sich bereits „klar und deutlich“ zur Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare geäußert. Journalisten hatten Parolin am Rande einer Buchvorstellung in Rom nach dem Votum des deutschen Synodalen Wegs vom Samstag gefragten, die Segnung homosexueller Paare zu genehmigen. Parolin zufolge wird „der Dialog“ im Rahmen des Synodalen Prozesses Weges der Weltkirche fortgesetzt. Eine Ortskirche könne „keine Entscheidung treffen, die die Disziplin der Weltkirche betrifft“.

Der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz, Bischof Czeslaw Kozon von Kopenhagen, Beobachter der Synodalversammlung, äußerte gegenüber dieser Zeitung: „Die fünfte Synodalversammlung hat bei mir den Eindruck bestätigt, den ich schon zuvor hatte. Ich kann ihn zusammenfassen mit dem Brief unserer Bischofskonferenz (siehe DT vom 10. März 2022 oder www.die-tagespost.de/kirche/synodaler-weg/nordische-bischoefe-aeussern-skepsis-am-synodalen-weg-art- 226457).

„In Skandinavien steht Evangelisierung im Vordergrund“

Die gewählten Themen müssten auf weltkirchlicher Ebene gelöst werden. Man kann sie nicht mit der Vehemenz, wie sie hier gezeigt wird, durchdrücken. Da habe ich große Sorgen. Ohne Zweifel werden die hier vorgetragenen Ziele in der Weltkirche für Unruhe sorgen. Es stimmt zwar, dass die hier virulenten Themen auch anderswo diskutiert werden, aber anderswo geschieht das ruhiger und nicht so ultimativ. In den skandinavischen Ländern kennen wir das gar nicht. Bei uns steht die Frage im Vordergrund, wie die Kirche zu den Menschen mit Katechese, Evangelisierung und Verkündigung durchdringt. Wie hält man die Jugendlichen in der Kirche in einer Umwelt, die säkularisiert ist, in der Katholiken eine Minderheit darstellen und das Anderssein gerade für Jugendliche eine Herausforderung sein kann? Wir sind den deutschen Katholiken sehr dankbar, weil sie uns beim Wiederaufbau der nach der Reformation sehr geholfen haben und weiterhin helfen. Es ist schwierig, etwas zu raten. Vielleicht wäre Geduld ein Ratschlag.“

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Der tansanische Ordensgeistliche Mathew Thazhathukunnel MSFS, einer der internationalen Gäste der fünften Synodalversammlung, stellte in Frankfurt fest: „Viele Menschen in Tansania kennen die synodalen Diskussionen in Deutschland. Es gibt viele gemeinsame Themen, die von beiden Kirchen angesprochen werden. Beide legen großen Wert auf Katechese und Glaubensbildung. Ohne Glauben an Gott werden unsere Bemühungen vergeblich sein. Wir müssen unser christliches Alltagsleben auf die Gebote Gottes und die Werte des Evangeliums ausrichten, indem wir beständig an den Inspirationen des Heiligen Geistes festhalten.

Beide Kirchen wünschen sich mehr Laienbeteiligung und die Stärkung der Rolle der Frauen in der Kirche. Die Frauenweihe kam jedoch nicht in unsere Diskussionen in Tansania. Ein weiteres heikles Thema sind gleichgeschlechtliche Beziehungen. Die afrikanische Gesellschaft lehnt gleichgeschlechtliche Beziehungen ab, und die Kirche stimmt dem Segen solcher Beziehungen nicht zu.“

„Dogmen seien unfehlbare Lehrentscheidungen“

Der langjährige Privatsekretär des verstorbenen Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, äußerte sich zur Wortmeldung von Schwester Philippa Rath OSB, die in der Synodalversammlung den verstorbenen Papst Benedikt zitiert hatte. Dieser habe ihr bei einer persönlichen Begegnung im Vatikan auf ihre Frage zu „Ordinatio sacerdotalis“ gesagt: „Es ist eine wichtige Lehrentscheidung, aber es ist kein Dogma“. Gänswein widersprach Spekulationen, Benedikt XVI. habe mit dieser Äußerung Spielräume für eine „Weiterentwicklung“ des Textes „Ordinatio sacerdotalis“ angedeutet. 

Dogmen seien unfehlbare Lehrentscheidungen des außerordentlichen Lehramts (Papst, Konzil), die nicht ein „Mehr“ an Verpflichtung auferlegen, als endgültig zu haltende Lehren, die vom ordentlichen Lehramt (Papst und und Bischofskollegium weltvereint vereint) als solche verkündet würden. Beide Formen seien zwar zu unterscheiden, aber nicht voneinander zu trennen. Insofern seien die Gläubigen verpflichtet, das von Papst Johannes Paul II. 1994 veröffentlichte Apostolische Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ als endgültig zu haltende Lehre anzunehmen.

Mit Material von Vatican News

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