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„Priestersein ist die Verneinung von Macht“

Das Priestertum ist ein Kernbestandteil der Kirche und deswegen unverzichtbar, schreibt Dogmatiker Achim Buckenmaier in der kommenden Ausgabe von Welt&Kirche.
Priester am Altar
Foto: Philippe Lissac / Godong via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | "Ich gebe, was ich selbst nicht geben kann; ich tue, was nicht aus mir kommt", so fasste Papst Benedikt XVI. das Wesen des Priestertums zusammen.

Bei der zweiten Versammlung des Synodalen Weges wurde in der „Antragskommission Synodalforum II“ beantragt, dass das Forum sich damit auseinandersetzen soll, „ob es das Priestertum überhaupt braucht.“ Es gab 95 Ja-Stimmen, 94 Ablehnungen, neun Enthaltungen. Die Antragsteller dürften nicht so naiv gewesen sein, nicht zu wissen, dass sie damit eine Art höhere Eskalationsstufe ausgelöst haben. Die Frage in Frankfurt ist so provokativ anders als das Empfinden der universalen Kirche und so konträr zur Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass sie wie eine Alarmglocke schrillt. Ihr Subtext lautet: Die wahre, evangeliumsgemäße Kirche ist eine Kirche ohne Priester.

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Priestertum keine nachträgliche Erfindung

„Richtig verstanden und recht gelebt ist das katholische Priestersein die Negation eines Machtanspruchs“, betont Achim Buckenmaier, Dogmatiker und Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre, in der kommenden Synodalbeilage der „Tagespost“. Joseph Ratzinger fasste dies folgendermaßen zusammen: „Hier entfaltet nicht einer seine eigenen Kräfte und Begabungen; hier ist nicht ein Funktionär eingesetzt, weil er das besonders gut kann oder weil es ihm liegt oder einfach, weil er sich damit sein Brot verdienen möchte; hier geht es nicht um einen Job (…). Sakrament heißt: Ich gebe, was ich selbst nicht geben kann; ich tue, was nicht aus mir kommt; ich stehe in einer Sendung und bin zum Träger dessen geworden, was der Andere mir übergeben hat.“ An dieser Definition werde sichtbar, dass das Priestertum vom Neuen Testament herkomme und nicht eine nachträgliche Erfindung der Kirche sei. Der Gedanke das zu tun, was man selbst nicht könne, kennzeichne auch den Auftrag der Zwölf.

„Die Kirche ist nach dem neutestamentlichen Zeugnis der sichtbare Leib Christi in dieser Zeit, aber es ist ein Leib mit einem Haupt“, erläutert Buckenmaier. Christus stehe der Kirche gegenüber. Auch im katholischen Verständnis sei sie nicht identisch mit Christus. „Die Aufgabe des Priesters ist nicht, dass er außerhalb einer Gemeinschaft lebt oder über ihr steht. Sie ist ‚nur‘, dass er dieses Gegenüber darstellt und lebensmäßig realisiert“, so der Dogmatiker. Diese Auffassung sei aber entscheidend: Ohne ein solches sichtbares Gegenüber als Realisierung des priesterlichen Auftrages in einer Gemeinde würde diese zu einer sich selbst genügenden, sich selbst definierenden, autonomen Gruppe, kurz zum Gegenbild des Volkes, das Gottes Eigentum und Christi Leib sei.

Dt/ vwe

Welches Kriterium für die Nachfolge Christi in der Bibel als entscheidend herausgestellt wird, lesen Sie in der kommenden Synodalbeilage Welt&Kirche.

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